Schein und Sein

Die ITB 2019 - überschattet von Skandalen und Peinlichkeiten.
© Messe Berlin

ÖW Chefin Dr. Petra Stolba liebt es, in die Kameras zu lächeln. Und wer sich die ITB Presseunterlagen der obersten Österreich-Werberin ansieht, der kann gleich unter sechs! verschiedenen Fotos der Direktorin auswählen. Ist ja wichtig, dass man sich selbst vermarktet, nicht wahr? Doch wichtiger als das wäre es wohl, den Gästen Sitzplätze und ein vernünftiges Speiseangebot anzubieten. Urpeinlich, wenn Frankfurter Würstchen nur mit einer halben Semmel ausgegeben werden, wie Österreichs größte Tageszeitung, die Krone, am Sonntag, dem 10. März 2019, zu berichten wusste.


Doch FaktuM – selber vor Ort– entdeckte noch andere Peinlichkeiten: So gibt es praktisch keine Wartemöglichkeiten am Stand der Österreich Werbung. Jeder Tisch ist verkauft und trägt den Namen dessen, der dafür bezahlt hat. Die Preise sind „geschmalzen“, vier Stunden in der „Kaffeehaus-Lounge“ kosten 1.890 Euro, drei Stunden in der „Business-Koje“ 1.690 Euro und fünf Tage „Ausstellertisch“-Miete 9.680 Euro. Dafür wachen dann emsige Mitarbeiterinnen z.B. von der Tirol Werbung über „ihren Tisch“. Und verscheuchen dort jeden, der Platz nimmt, um sich kurz auszurasten oder zu warten. Ohne Ansehen der Person. Peinlich, wenn das einen internationalen Reiseveranstalter, Busunternehmer oder Reisezeitungsverleger trifft. Aber wohlgemerkt – verscheucht wird ohne Ansehen der Person.
Ob die 78 Österreich-Aussteller glücklich waren darüber, dass wir uns just in den Tagen einer Doping-Affäre als Rad-Nation präsentierten? Naja, das könnte man als „Künstlerpech“ bezeichnen. Und auch, dass der Messestand in der Halle 17 auf dem Messegelände am aller äußersten Zipfel angesiedelt ist, weit ab von allem, was sonst Europa ausmacht, in Kombination mit Liechtenstein und der Schweiz, ist als eher unglücklich zu bezeichnen. Jedenfalls fährt man mit dem Shuttlebus ziemlich weit, um nach „Österreich“ zu kommen. Ausreden gab es jedenfalls für jede Austro-Fehlleistung. Beim halben Semmerl (ist schon peinlich, oder?) machte man geltend, dass zu viel weggeschmissen wird. Das öffnet künftig Tür und Tor in der heimischen Gastronomie für halbe Wiener Schnitzel, halbe Burger und halbe Krügel Bier. Könnte ja nicht alles aufgegessen werden. Die drei Empfangsdamen dürften ihre Ausbildung wohl in einem Strafgefangenenlager in Zwuziland bekommen haben, so harsch, wie die mit den Besuchern umgehen („Nein, Sie haben definitiv keinen Termin mit Frau Dr. Stolba, die ist nämlich beschäftigt…“). Da könnte Österreich künftig vielleicht auf etwas setzten, das mit dem Begriff „Lächeln“ am besten umschrieben ist. Was übrigens auch der Slogan des Austro-Angebots ist, nur leider so nicht umgesetzt wurde.
Fazit: Ministerin Elisabeth Köstinger, Tourismus Obfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher, Hoteliers-Präsidentin Michaela Reitterer, Verkehrsbüro-Vorständin Helga Freund und Landestourismuschefs wie Christian Kresse, Hannes Anton, Andreas Winkelhofer, Florian Phleps und Leo Bauernberger waren zwar fleißig unterwegs, mussten jedoch – dank so mancher blöden Bemerkung von Gästen am Österreichstand – das eine oder andere argumentative Rad schlagen. Merke, wenn wenige Tage vorher ein Doping-Skandal hochgeht, dann ist guter „Rad“ wahrhaftig teuer…

 
red

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