Konkursverfahren über Wiener Grand Hotel

Auch die Betreibergesellschaft des Grand Hotel Wien, eine Tochterfirma der insolventen Erste Wiener Hotel AG, ist nun zahlungsunfähig.

26.06.2025 15:32
Redaktion
© KMW
Grand Hotel Wien

Mit dem Konkursverfahren über die Erste Wiener Hotel AG im Mai geriet eines der traditionsreichsten Luxushäuser Wiens in wirtschaftlich unruhiges Fahrwasser. Nun ist auch die Betreibergesellschaft des Grand Hotel Wien selbst betroffen. Wie der Gläubigerschutzverband KSV am Donnerstag meldete, wurde auf Antrag eines Gläubigers ein weiteres Konkursverfahren eröffnet – diesmal direkt über die für das Haus am Kärntner Ring zuständige Tochtergesellschaft.

Kein operativer Stillstand

Laut ersten Informationen liegt bislang keine detaillierte Aufstellung der Aktiva und Passiva vor. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass die neuerliche Zahlungsunfähigkeit in Zusammenhang mit der bereits im Mai bekannt gewordenen Insolvenz (FaktuM hat berichtet) der Erste Wiener Hotel-Aktiengesellschaft steht. Diese Holdinggesellschaft war mit Verbindlichkeiten von mehr als 100 Millionen Euro in Schieflage geraten. Ein Großteil davon entfällt laut Medienberichten auf die Raiffeisen Bank International. Auch Mieteinnahmen sollen bereits gepfändet worden sein.

Während der laufende Hotelbetrieb laut Angaben des bisherigen Managements weiterhin gesichert sei, wird die wirtschaftliche Zukunft des Hauses zunehmend von juristischen und finanziellen Fragen überschattet. Branchenkenner weisen auf die komplizierte Eigentümerstruktur und wiederholt auftretende Unregelmäßigkeiten im Umfeld der Hotelgruppe hin.

Der Investor im Hintergrund

Hinter dem Grand Hotel steht ein Name, der seit Jahren regelmäßig Schlagzeilen macht: Mohamed Bin Issa Al Jaber. Der saudisch-österreichische Unternehmer hatte das Hotel 2002 von der japanischen Fluggesellschaft ANA übernommen und als Prestigeprojekt innerhalb seines Hotel-Imperiums positioniert. Über die Jahre wurde das Haus mehrfach neu strukturiert, zuletzt war es unter dem Dach der JPI Hospitality Group angesiedelt.

Al Jaber ist in der österreichischen Wirtschaftswelt kein Unbekannter – nicht nur wegen seiner Investments, sondern auch wegen einer Reihe von juristischen Auseinandersetzungen. Von gescheiterten Deals über ausstehende Zahlungen bis hin zu langwierigen Gerichtsverfahren reicht die Liste der Vorkommnisse. Immer wieder ist sein Name in Zusammenhang mit ambitionierten, aber nicht realisierten Projekten gefallen.

Ein Hotel mit Geschichte

Das Grand Hotel Wien wurde nach aufwendiger Sanierung in den 1990er Jahren als Luxushotel wiedereröffnet und galt lange Zeit als Aushängeschild der Wiener Top-Hotellerie. Der Standort am Kärntner Ring, unweit der Staatsoper, verleiht dem Haus auch touristisch eine Sonderstellung. Dass nun gleich zwei verbundene Gesellschaften innerhalb weniger Wochen Insolvenz anmelden mussten, wirft Fragen nach der mittelfristigen Strategie auf – und belastet das Image eines Hauses, das für viele als Inbegriff gediegener Wiener Gastlichkeit gilt.

Wie es für das Hotel weitergeht, bleibt vorerst offen. Das zuständige Insolvenzgericht wird in den kommenden Tagen über die Bestellung eines Masseverwalters entscheiden. Die Mitarbeiter hoffen auf eine Lösung, die den Betrieb stabilisiert und Arbeitsplätze sichert.

(red/APA/insider)

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