Gastro-Mitarbeiter fürchten um ihr Trinkgeld
Die ÖGK beteuert, dass keine verschärften Prüfungen laufen – doch in der Branche wächst die Unsicherheit.

Trinkgeld ist für viele Servicekräfte in der Gastronomie nicht nur eine Anerkennung ihrer Arbeit, sondern ein wichtiger Teil ihres Einkommens. Die aktuelle Diskussion um mögliche Veränderungen in der steuerlichen Behandlung sorgt nun für Unruhe. Während die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) erklärt, dass keine verstärkten Kontrollen oder höhere Abgaben geplant seien, berichten Gastronomen von steigenden Nachforderungen im Zuge von Betriebsprüfungen. In der Branche wächst die Sorge, dass mögliche Neuregelungen zu finanziellen Einbußen für Mitarbeiter führen könnten.
Trinkgeld als finanzieller Puffer
Viele Beschäftigte im Gastgewerbe sind auf Trinkgelder angewiesen, da die Grundlöhne oft knapp kalkuliert sind. Besonders in Betrieben mit hoher Gästezahl oder in touristischen Regionen macht das zusätzliche Einkommen einen erheblichen Unterschied im Monatsbudget. Durch den zunehmenden Einsatz von Kartenzahlungen wird Trinkgeld jedoch immer häufiger über digitale Systeme abgewickelt – und damit transparenter für Steuer- und Sozialversicherungsprüfungen.
Der Gastronomiebereich steht ohnehin unter Druck: Steigende Betriebskosten, Personalmangel und hohe steuerliche Belastungen stellen viele Unternehmen vor Herausforderungen. Nun wächst die Befürchtung, dass Änderungen bei der Abgabenpflicht auf Trinkgeld die Attraktivität der Branche weiter schwächen könnten.
„Wird uns das Trinkgeld gestrichen?“
Auch auf Seiten der Unternehmer wächst die Verunsicherung. Mehrere Gastronomen berichten von steigenden Nachforderungen durch die ÖGK, die teils in den fünfstelligen Bereich gehen. Dabei geht es vor allem um die sozialversicherungsrechtliche Einstufung von Trinkgeldern, die in manchen Fällen neu bewertet wurde.
Laut Mario Pulker, Gastro-Spartenobmann der Wirtschaftskammer, sind diese Summen auf eine veränderte Prüfungsweise zurückzuführen. Besonders in der Steiermark sei es zuletzt verstärkt zu Kontrollen der Trinkgeldregelungen gekommen. Pulker fordert deshalb eine klare rechtliche Linie und spricht sich entschieden dafür aus, dass Trinkgelder steuer- und abgabenfrei bleiben.
Nicht nur die Gastronomie verfolgt die Debatte mit Besorgnis. Auch in anderen dienstleistungsintensiven Branchen wie Friseuren oder Taxiunternehmen spielen Trinkgelder eine wichtige Rolle. Änderungen in der steuerlichen Behandlung könnten sich daher über die Gastro-Szene hinaus auswirken.
ÖGK: „Kein erhöhter Prüfungsdruck“
Die ÖGK betont, dass es keine verschärften Prüfungen oder geplanten Steuererhöhungen gibt. Laut der Sozialversicherung wird Trinkgeld weiterhin im normalen Rahmen kontrolliert, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist. Gleichzeitig verweist die ÖGK darauf, dass die Regelungen in den Bundesländern unterschiedlich sind und eine bundesweit einheitliche Lösung im neuen Regierungsprogramm vorgesehen ist.
Politische Klarstellung gefordert
Während die ÖGK keine strengeren Prüfungen bestätigt, bleibt die Verunsicherung in der Gastronomie hoch. Ohne klare Regelungen bleibt unklar, ob es langfristige Änderungen in der Abgabenpflicht für Trinkgeld geben wird. Gastronomen und Servicekräfte hoffen auf eine baldige politische Klarstellung, die für Rechtssicherheit sorgt – und vor allem dafür, dass Trinkgelder als unverzichtbare Ergänzung des Einkommens nicht zusätzlich belastet werden.
(APA/red)