Schneemangel als Hauptgrund für verlassene Skigebiete

In Österreich kämpfen vor allem niedrig gelegene Skigebiete ums wirtschaftliche Überleben.

09.12.2024 10:49
red07
© Matthias Fritzenwallner
Skitourengehen in Altenmarkt-Zauchensee.

Die heimischen Skigebiete starten in die Wintersaison, wenngleich manche weniger optimistisch in die Zukunft blicken als andere. Schneeärmere Winter, hohe Stromkosten und Personalmangel machen vielen Betreibern zu schaffen. Das führt zu Schließungen von Liftanlagen, was wiederum negative Folgen für den Tourismus haben kann. In beinahe jedem Bundesland kämpfen kleinere Anbieter ums sprichwörtliche Überleben.

Situation in Westösterreich

Nicht allen geht es gut – zum Teil ist Schneemangel schuld. Wenig Weiß ist schlecht fürs Geschäft. In Tirol befinden sich die meisten Destinationen zwischen 1.500 und 2.500 Metern Seehöhe, daher seien “eher Talabfahrten” oder “kleine Lifte, die wirklich am Talboden sind”, von dem Problem betroffen, sagte Tirols Seilbahnsprecher in der Wirtschaftskammer, Reinhard Klier, zur APA.

In Vorarlberg wiederum ist beispielsweise die Situation bei den Skiliften Schetteregg im Bregenzerwald (1.100 bis 1.400 Meter Seehöhe) kritisch. Die Umlegung des Beschneiungsaufwandes für die zehn Pistenkilometer auf wettbewerbsfähige Kartenpreise ist schwierig. Zudem ist die Saison kurz: Man plane mit 90 Betriebstagen, in der vergangenen Saison seien es schließlich nur knapp 40 gewesen, sagte Geschäftsführer Hannes Waldner. In den vergangenen beiden Saisonen habe man negativ abgeschlossen. Davor habe es ein paar “prächtige Saisonen” mit Gewinn gegeben, aber immer noch lange nicht genug für nötige Investitionen. 2028 läuft etwa die Konzession für den Doppelsessellift aus.

Weniger Naturschnee in Salzburg

Einer Studie zufolge hat beispielsweise der Naturschnee in Salzburgs Skigebieten seit Anfang der 1960er-Jahre in Höhen unter 1.500 Meter um 30 Prozent abgenommen. Die stärksten klimatischen Veränderungen gab es dabei in den 1980ern und ab Mitte der 2010er-Jahre. Bis 2050 soll zwar der Niederschlag tendenziell zunehmen, Schneehöhe und Skisaisonlänge werden wegen der Temperaturerhöhung aber geringer bzw. kürzer. Trotz technischer Beschneiung, die es beispielsweise im wirtschaftlich notleidenden Skigebiet Gaißau-Hintersee bei Salzburg nicht gibt. Seit zwei Jahren stehen dort alle Lifte still. Das Skigebiet hat Konkurse und Eigentümerwechsel hinter sich.

Weniger Skifahrmöglichkeiten gibt es mittlerweile auch in Kärnten, allerdings nicht mangels Schnee. Im Skigebiet Flattnitz im Gurktal (Bezirk St. Veit an der Glan) etwa sind in der Wintersaison 2024/2025 nur noch zwei von insgesamt sechs Pisten in Betrieb. Die Liftgesellschaft des Sessellifts hat im vergangenen September Konkurs angemeldet, eine Betriebsschließung folgte.

Hohe Stromkosten und Personalmangel

Schneeärmere Winter, hohe Stromkosten und Personalmangel setzen auch so manchem Skigebiet in der Steiermark zu. “Mal schauen, ob wir dieses Jahr noch durchkommen”, sagte Sonja Schmoll, die gemeinsam mit ihrem Ehemann die Schmoll Lifte in Steinhaus am Semmering (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) betreibt.

Bereits in den Vorjahren schlossen mehrere Gebiete in der Steiermark für immer ihre Pisten. Darunter befand sich etwa der Wimmerlift in Eggersdorf bei Graz, der im Februar 2023 sein Aus verkündete. “Wir hatten wegen des Klimawandels fast keinen Schnee mehr und die Saison dauerte nur noch ein paar Tage”, erklärte Roswitha Wimmer, die gemeinsam mit ihrem Mann den Lift 50 Jahre lang betrieben hatte.

Seit acht Jahren kämpfen in Oberösterreich die Familienskigebiete Kasberg im Almtal und Forsteralm in Gaflenz ums Überleben. Erst sprang in beiden Fällen die öffentliche Hand ein, um den Fortbestand der Gebiete in mittlerer und niedriger Höhenlage zu sichern. Nach einem warmen Winter rutschte 2020 die Forsteralm in die Insolvenz, 2023 der Kasberg – beide machen aber weiter. Das Team der Wachtberglifte in Weyregg am Attersee hat sich heuer “schweren Herzens” verabschiedet.

Land Niederösterreich springt ein

In Niederösterreich wurde der Saisonstart 2024/25 in Lackenhof am Ötscher aufgrund der aktuellen Schneelage um eine Woche auf den 14. Dezember verschoben. Bei ausreichender Schneelage gibt es laut Website voraussichtlich bis 16. März 2025 durchgehenden Winterbetrieb. Bei den Ötscherliften ist vor drei Jahren – nach dem Rückzug der Schröcksnadel-Gruppe – das Land eingesprungen. Als Ziel wurde eine touristische Neupositionierung der gesamten Region ausgegeben, wofür es auch einen breiten Konsens gebe, wie Markus Redl, Geschäftsführer der ecoplus Alpin GmbH, auf APA-Anfrage betonte. Der Skibetrieb der Ötscherlifte für die Wintersaison sei jedenfalls gesichert.

(APA/red)

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