Österreichs Tourismus vor alten Herausforderungen
Mit besseren Arbeitsbedingungen will man dem Arbeitskräftemangel begegnen. Zuwanderung wird auch künftig eine große Rolle spielen.
Bei saisonal stark unterschiedlicher Auslastung ist es für Betriebe eine besondere Herausforderung, Personal zu finden. Mit diesem Problem sieht sich im Besonderen die österreichische Tourismusbranche konfrontiert. Das erklärte der Vizedirektor des deutschen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Ulrich Walwei, im Vorfeld des Tourismusgipfels der Wirtschaftskammer im APA-Gespräch.
Zwar veröffentlichte das Arbeitsmarktservice (AMS) im Juni einen Bericht, laut dem sich die Personalsituation in der heimischen Tourismusbranche gebessert hat, doch herrscht eine hohe Personalfluktuation. Um Mitarbeitermangel entgegenzuwirken, gibt es laut Walwei einerseits die Möglichkeit, zusätzliche Arbeitskräfte zu gewinnen und andererseits könne man die Arbeitsbedingungen verbessern. Dies sei kein Entweder-oder, sondern gehe Hand in Hand.
Eine „offene Einwanderungspolitik“ würde ein Potenzial an Arbeitenden schaffen und diesen den Schritt nach Österreich attraktiver machen. Hierzu würden nicht nur gute Bedingungen am Arbeitsplatz, sondern auch gesellschaftspolitisch gehören, so Walwei.
Auf Zuwanderung setzen
„Zuwanderung wird auch in der Zukunft eine sehr große Rolle spielen“, prognostizierte Walwei. Dies sei aktuell auch der Baby-Boomer-Generation geschuldet, die derzeit und in den kommenden Jahren in Pension gehen wird und für die nicht genug österreichische junge Erwerbstätige in die Arbeitswelt nachkommen. Bereits 2023 machten laut AMS Österreicherinnen und Österreicher in der heimischen Beherbergungs- und Gastronomiebranche nur einen Anteil von 43 Prozent der unselbstständig Aktiv-Beschäftigten aus. Dieser Trend, der grundsätzlich in Westeuropa zu beobachten sei, werde sich fortsetzen, sagte Walwei. Dies sehe er jedoch nicht negativ, denn „Internationalität im Tourismus in den Belegschaften“ passe zu der internationalen Kundschaft.
Zukunft Qualitätstourismus
Ähnlich sei die Situation auch in Deutschland, sagt Walwei. Der größte Unterschied im Tourismus zwischen Österreich und dem Heimatland des Wirtschaftswissenschafters sei, dass die Branche hierzulande eine viel größere Rolle einnehme. Es sei „extrem wichtig“ für Österreich, das aufrechtzuerhalten, da fehlender Erfolg in dem Bereich negative Folgen für Wirtschaft und Beschäftigung haben würde.
Lob bekommt die heimische Tourismusbranche von Walwei, weil sie den „Zahn der Zeit“ erkannt habe und auf Qualitätstourismus und Nachhaltigkeit setze. „Tourismus lebt von tollen Landschaften, Kulturen und Städten. Das muss man erhalten, das ist die Substanz des Tourismus“. Andererseits würden einige kleinere Pensionen denken, das Geschäft könne in Zukunft so weitergehen, wie in den letzten Jahrzehnten. „Diese Betriebe werden sich weiterentwickeln müssen“, so Walwei.
apa
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