ÖHV will Fake-Bewertungen gesetzlich ahnden

Die Hotelvereinigung fordert schärfere Regeln gegen manipulierte Rezensionen mit Lobbybrief an die Politik.

07.08.2025 15:47
Redaktion
© Florian Lechner
Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hotelvereinigung

Die Österreichische Hotelvereinigung (ÖHV) warnt vor wirtschaftlichen Schäden durch manipulierte Online-Bewertungen und ruft nach politischem Handlungsbedarf. Fake Reviews seien laut ÖHV nicht nur ein Ärgernis, sondern eine ernsthafte Bedrohung für die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Betriebe – insbesondere in der Hotellerie, wo Bewertungen stark über Sichtbarkeit und Preisgestaltung entscheiden.

“Plattformen zu träge”

In einer aktuellen Aussendung schlägt die ÖHV ein Bündel gesetzlicher Maßnahmen vor: von der Erweiterung der sogenannten „Schwarzen Liste“ im Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb bis hin zur Schaffung eines eigenen Verwaltungsstraftatbestands für gefälschte Bewertungen. Auch Online-Plattformen wie Google oder Booking.com sollen stärker in die Pflicht genommen werden – etwa durch technische Verifizierungen oder verpflichtende Plausibilitätskontrollen.

Doch so nachvollziehbar der Wunsch nach mehr Schutz ist, so unklar bleibt, wie diese Kontrolle in der Praxis aussehen soll. Die oft diskutierte Klarnamenpflicht wird von der ÖHV selbst als kritisch bezeichnet – zu groß wären die Eingriffe in Datenschutz und Persönlichkeitsrechte. Stattdessen fordert man rechtliche Anreize zur Plattformverantwortung. Was das konkret bedeutet, bleibt offen.

Fehlende Akteure, fehlende Tiefe

Auffällig ist, dass zentrale Player wie Amazon, Tripadvisor oder Google Maps im Forderungskatalog der Hoteliers mit keinem Wort erwähnt werden. Ebenso bleibt unklar, welche technischen Mittel zur Erkennung von Fake Reviews heute bereits existieren – und wo deren Grenzen liegen. Viele große Plattformen arbeiten längst mit KI-gestützten Tools, Nutzerverifizierungen oder manuellen Prüfprozessen. Dass diese oft nicht ausreichen, ist bekannt – doch die Kritik der ÖHV bleibt pauschal.

„Plattformen reagieren meist sehr langsam oder gar nicht“, kritisiert ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer. Er fordert, dass „die Politik nicht länger zusehen“ dürfe. Zugleich räumt die ÖHV ein, dass auch Bots oder externe Dienstleister hinter derartigen Fake-Attacken stecken könnten. Belege dafür bleibt der Verband schuldig.

Starke Interessen, kein Plan

Dem Vorstoß der Hoteliersvertretung steht derzeit kein Handlungsplan gegenüber. Zwar war die Thematik immer wieder am Tablett – etwa in Zusammenhang mit einer möglichen Klarnamenpflicht im Netz – aber im aktuellen Regierungsprogramm von ÖVP, SPÖ und NEOS finden sich dazu keine konkreten Maßnahmen.

Ob und wie sich die Vorschläge der ÖHV tatsächlich umsetzen lassen, wird damit zur offenen Frage. Weder die Komplexität des Problems noch der Stand aktueller Technik wird eingeordnet. Klar ist: Bewertungsportale spielen eine zentrale Rolle im Tourismusgeschäft. Wer dort absichtlich täuscht, kann Mitbewerbern erheblichen Schaden zufügen. Aber genauso klar ist: Der Kampf gegen Fake Reviews braucht mehr als bloße Appelle – er braucht ein detailliertes Verständnis der Plattformmechanismen, rechtliche Präzision und vor allem: internationale Koordination.

(APA/red)

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