Hotel in Hallstatt scheitert am Naturschutz
Ein Tourismusprojekt im ehemaligen Amtshaus der Saline ist blockiert – Hallstatts Bürgermeister gibt nicht auf.

Seit über einem Jahrzehnt liegt der Plan auf dem Tisch: Das barocke Amtshaus der Saline von 1750 sollte in ein Hotel umgebaut und durch einen Neubau ergänzt werden. Die Investitionssumme von 45 Millionen Euro hätte 228 Betten gebracht – in einer Gemeinde, die nur 700 Gästebetten zählt, aber jährlich von rund einer Million Tagestouristen überrollt wird.
„Mehr Nächtigungen bedeutet eine höhere Wertschöpfung“, sagt Bürgermeister Alexander Scheutz (SPÖ). Er verweist auf das Missverhältnis: Während die Welterberegion Hallstatt-Dachstein-Salzkammergut 1,06 Millionen Nächtigungen verzeichnet, entfallen auf Hallstatt nur 140.000.
Investoren und Strukturen
Eigentümer des Gebäudes ist die Grandhotel GIV Immobilienverwaltungs GmbH mit Sitz in Wien. Mehrheitseigentümer ist eine Beteiligungsgesellschaft, die von einer Privatstiftung getragen wird. Rund 30 Prozent hält ein niederösterreichischer Rechtsanwalt als Privatperson. Als CEO der Gesellschaft fungiert Christian Meixner.

Die Marktgemeinde Hallstatt selbst ist mit 49 Prozent an der Hallstatt Hotelerrichtungs GmbH beteiligt. 51 Prozent sind im Eigentum der Grandhotel GIV Immobilienverwaltungs GmbH. Somit wurde das geplante Hotelprojekt nicht wie vermutet nur von außen an den Ort herangetragen, sondern besitzt eine klare kommunale Verankerung. „Unsere Beteiligung wird vom überwiegenden Teil der Bevölkerung geschätzt, denn unser Teil der Rendite verbleibt im Ort“, so Scheutz.
Verfahren mit Hindernissen
2017 wurde ein Architektenwettbewerb durchgeführt, 2019 stimmte der Gemeinderat mit breiter Mehrheit für Flächenwidmung und Bebauungsplan, 2020 kam das Okay des Landes OÖ. Doch das Projekt liegt in der Seeuferschutzzone des Hallstättersees – ein Naturschutzgutachten ist zwingend.
Während Bau- und Gewerbeverfahren positiv verliefen, fiel das Gutachten negativ aus. Im Juli 2025 stellte die BH Gmunden den Bescheid zu: Das Hotel sei landschaftsbildstörend, ein öffentliches Interesse nicht gegeben. Scheutz kontert: „Die handelnden Personen haben keine wirtschaftlichen Aspekte in ihre Entscheidung hineingenommen.“
Politische Dimension
Bürgermeister Alexander Scheutz kritisiert, dass das Verfahren über Jahre hinweg hinausgezögert worden sei und Entscheidungen vermieden wurden. Er verweist darauf, dass auch bei anderen Bauprojekten im Ort – etwa der modernen Architektur der HTL – Lösungen gefunden wurden. Zum geplanten Standort sagt er: „Es handelt sich nicht um eine Blumenwiese, sondern um ein Grundstück hinter der Landesstraße und vor einem 2000 Meter hohen Berg.“

Der Fall verdeutlicht, wie schmal der Grat zwischen UNESCO-Schutz und wirtschaftlicher Entwicklung in Hallstatt ist – ein Spannungsfeld, das die Gemeinde seit Jahren begleitet. Die UNESCO selbst steht dem Projekt nicht negativ gegenüber, es ist ausschließlich die Naturschutzbehörde des Landes Oberösterreich, die Einwände erhebt.
Interview mit Alexander Scheutz
Im Gespräch mit FM erläutert Bürgermeister Alexander Scheutz seine Sicht auf das Projekt und die Bedeutung für Hallstatt.
FM: Sie haben betont, wie wichtig zusätzliche Nächtigungsbetten für Hallstatt wären. Welche konkreten Vorteile hätte das geplante Hotel Ihrer Meinung nach gebracht?
Scheutz: Das Hotelprojekt hätte dazu beigetragen, die Zahl der Tagesgäste zu verringern und mehr Wertschöpfung im Ort zu schaffen. Unsere Welterberegion Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut verzeichnet rund 1,06 Millionen Nächtigungen pro Jahr, davon entfallen lediglich 140.000 auf Hallstatt. Obwohl wir der Hauptanziehungspunkt sind, verfügen wir mit 700 Gästebetten über die wenigsten Nächtigungen. Das geplante Hotel mit 228 Betten wäre eine überschaubare, aber wichtige Ergänzung gewesen.
FM: Es gab nun eine negative Entscheidung der Naturschutzbehörde. Wie erklären Sie sich diese Abwägung?
Scheutz: Ich denke, dass die Entscheidung vor allem aus Vorsicht getroffen wurde, um öffentliche Diskussionen zu vermeiden. Politische Motive sehe ich keine. Am geplanten Standort handelt es sich zudem nicht um eine sensible Naturfläche, sondern um ein Grundstück hinter der Landesstraße und vor einem Bergmassiv.
FM: Die Gemeinde ist selbst mit knapp der Hälfte an der Hallstatt Hotelerrichtungs GmbH beteiligt. Wie schwierig ist es, Gemeindepolitik und Unternehmensbeteiligung zu verbinden?
Scheutz: Unsere 49-prozentige Beteiligung entstand, weil sich 2008 kaum private Investoren gefunden haben. Mit Unterstützung des Landes Oberösterreich hat sich die Gemeinde damals engagiert – und das hat sich ausgezahlt. Heute profitieren wir vom Ganzjahrestourismus, und die Rendite bleibt größtenteils im Ort. Das wird von der Bevölkerung geschätzt.
FM: Die Grandhotel GIV GmbH als Mehrheitseigentümer bringt Investoren ein. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?
Scheutz: Zunächst hielten vier private Eigentümer die Mehrheit, später übernahm die Grandhotel GIV Immobilienverwaltungs GmbH. Die Zusammenarbeit mit dem Gesellschafter ist sehr gut und konstruktiv.
FM: Glauben Sie, dass das Projekt auch deshalb scheiterte, weil den Entscheidern das Verständnis für Hallstatt fehlte?
Scheutz: In der Beurteilung wurden wirtschaftliche Aspekte wie Arbeitsplätze, Steuereinnahmen oder die Verhinderung von Abwanderung zu wenig berücksichtigt. Die politische Ebene verweist oft auf die Stärkung des ländlichen Raums – in diesem Fall fehlte aber eine klare Entscheidung. Sie hat sich hinter Sachverständigen und Beamten versteckt: um ja nichts falsch zu machen – aber auch nichts richtig.
(red/key)