Alex Kiessling: Kunst im Fluss der Wahrnehmung

Alex Kiessling zeigt, wie echte Kunst Hotels verändern und zu unverwechselbaren Erlebnissen machen kann.

21.08.2025 16:10
Redaktion
Credit: @alexkiessling
Ikonische Schwimmer-Serie von Alex Kiessling

Hotels sind pompös, modern oder historisch – doch am finalen Schliff mangelt es vielen. Allzu oft hängen in Lobbys und Suiten belanglose Drucke, Kunst von der Stange oder gar keine. Dabei ist gerade echte Kunst das Detail, das Atmosphäre schafft und einem Haus Charakter verleiht.

Alex Kiessling, 45 gehört zu jenen österreichischen Künstlern, die dafür stehen. Seine Arbeiten sind keine Dekoration, sondern setzen Akzente, die Räume verändern. Wer seine Werke betrachtet, spürt sofort den Rhythmus seiner Linien: Sie überlagern sich, verschieben sich, erzeugen Bewegung, ohne laut zu werden. Kiessling spricht von „Shifts“, wenn er die Technik beschreibt, mit der er Bilder entstehen lässt, die zwischen Klarheit und Unschärfe, Traum und Realität oszillieren.

Künstlerlaufbahn

Schon als Kind zeichnete er unermüdlich. Mit zehn Jahren stand für ihn fest, dass er Künstler werden wollte. Der Weg führte ihn an die Universität für Angewandte Kunst, wo er bei Wolfgang Herzig Malerei studierte. 2005 diplomierte er, ein Jahr später war er bereits selbstständig tätig. Erste Galerieverträge folgten, bald danach auch internationale Aufmerksamkeit.

Präsentation von Kiesslings Arbeiten mit typischen „Shifts“ im MuseumsQuartier. | Credit: @alexkiessling

Seit damals ist er konsequent seinen eigenen Weg gegangen – ohne sich in eine stilistische Enge drängen zu lassen. „Wenn man das Risiko der Freiheit wählt, sollte man auch den Luxus haben, genau das zu tun, was einen interessiert“, beschreibt er seine Haltung. Kiessling arbeitet parallel an verschiedenen Serien und Motiven, beobachtet, interpretiert, verbindet Malerei mit Skulptur, Zeichnung und neuen Medien.

Aktuelle Ausstellungen

Seine künstlerische Präsenz zeigt sich aktuell vor allem in Österreich: In Wien präsentierte er 2025 seine große Einzelausstellung „Entities“ in der Ho Gallery, in der Malerei, Skulptur, 3D-Kunst und Fotografie in Dialog traten. In Salzburg war er zuletzt in den Gruppenschauen *A wildlife fantasy* (Hangar 7, 2024) und *True Colors* (2023) vertreten. Auch Graz hat er mit Arbeiten bespielt, was seine Verwurzelung in den kulturellen Zentren des Landes unterstreicht.

Diese kontinuierliche Ausstellungstätigkeit zeigt nicht nur seine Vielseitigkeit, sondern auch seine Verankerung in der heimischen Szene. Internationale Stationen wie Los Angeles, Shanghai oder Hamburg ergänzen das Bild eines Künstlers, dessen Arbeiten weit über Österreich hinaus wahrgenommen werden.

Südafrika als zweite Heimat

Neben seinen Ausstellungen in Österreich hat Kiessling einen weiteren Lebensmittelpunkt gefunden: Südafrika. Dort hat er eine großzügige Residenz eingerichtet, die zugleich Atelier und Rückzugsort ist. Die Eindrücke von Landschaft und Tierwelt schlagen sich sichtbar in seiner jüngeren Serie nieder – Gorillas, Vögel oder Mischwesen erscheinen als starke Symbole.

Der Künstler in seiner südafrikanischen Residenz. | Credit: @alexkiessling

Für Kiessling bedeutet die Zeit dort mehr als ein Ortswechsel. Sie erinnert ihn an die Freiheit seiner Kindheit, an eine Welt, die offener und unmittelbarer wirkt als das durchstrukturierte Mitteleuropa. „Jede Serie stammt aus ein- und demselben fließenden Moment“, sagt er – und dieser Moment erhält in Südafrika neue Nahrung.

Atelier in Laxenburg

Sein Lebensmittelpunkt liegt weiterhin in Niederösterreich. In Laxenburg, südlich von Wien, hat Kiessling sein Atelier eingerichtet. Dort entstehen die Werke, die später ihren Weg in Ausstellungen, Privatsammlungen oder den öffentlichen Raum finden. „Das Atelier ist kompakt, aber es ist der Ort, an dem alles zusammenkommt“, sagt er. Besucher:innen erleben dort, wie seine Serien wachsen, wie Skizzen zu Leinwänden werden und wie aus Linien neue Welten entstehen.

Ein Gorilla als majestätische Figur, gekrönt von farbenprächtigen Vögeln – Teil der Serie Wildlife. | Credit: @alexkiessling

Ein besonderer Aspekt seiner Karriere ist die bewusste Entscheidung, sich nicht exklusiv an eine Galerie zu binden. „Das ist wie eine Ehe – sie sollte nur eingegangen werden, wenn der richtige Partner gefunden ist“, erklärt Kiessling. Seit 2013 arbeitet er daher ohne Exklusivvertrag. Für ihn bedeutet das Freiheit: Er kann Projekte mit verschiedenen Galerien umsetzen, Aufträge flexibel annehmen und direkt mit Sammler:innen arbeiten.

Diese Offenheit hat seine Laufbahn geprägt. Einerseits ist sie riskant, weil sie weniger planbar ist. Andererseits ermöglicht sie eine Authentizität, die viele seiner Käufer:innen schätzen. Nicht selten kommen Interessierte direkt in sein Atelier, um seine Werke kennenzulernen.

Sammler mit Namen

Dass seine Arbeiten geschätzt werden, zeigt sich auch an den Sammler:innen. Werke von Kiessling hängen längst in den Häusern von Unternehmerpersönlichkeiten, deren Familiennamen man mit erfolgreichen Weltmarken verbindet. Auch im Umfeld österreichischer Musikstars und in den Residenzen prominenter Sportgrößen finden sich seine Bilder.

Alex Kiessling beim Signieren eines Silkscreens. | Credit: @alexkiessling

Besonderes Gewicht bekommt die Tatsache, dass seine Arbeiten auch in Sammlungen jener Familien auftauchen, die mit internationalem Lifestyle und großen Eventwelten assoziiert werden. Es sind Namen, die man unweigerlich mit Energie, Exklusivität und globaler Strahlkraft verknüpft.

Namen selbst nennt Kiessling aus Diskretion nicht. Doch wer zwischen den Zeilen liest, versteht: Seine Werke stehen dort, wo gesellschaftliche Aufmerksamkeit sicher ist – und wo Kunst nicht bloß Wandschmuck, sondern Statement und Distinktion ist.

Kunst in Hotels

Damit ist auch jener Themenstrang berührt, der für die Hotellerie immer relevanter wird: die Ausstattung mit echter Kunst. „Man merkt sofort, ob in einem Raum Gedanken und Gefühle eingeflossen sind oder ob bloß Drucke an der Wand hängen“, betont Kiessling. Hotels, die auf Originalkunst setzen, bieten ihren Gästen ein Erlebnis, das in Erinnerung bleibt.

Es ist kein Zufall, dass er bald mit Norbert Winkelmayer, CEO der Sans Souci Gruppe, über mögliche Kooperationen spricht. Für Kiessling ist klar: Die Hotellerie bietet enormes Potenzial für Kunst. „Ein Boutique-Hotel mit echten Werken zieht die Gäste in Bann – das ist ein ganz anderes Erlebnis als ein Raum voller anonymer Reproduktionen.“

Öffentliche Sichtbarkeit

Auch über die Hotellerie hinaus ist Kiessling überzeugt, dass Kunst sichtbar gemacht werden muss. Bereits 2013 sorgte er für Aufsehen, als er mit dem WienTourismus ein Projekt realisierte, bei dem Roboter in Wien, London und Berlin simultan seine Bewegungen in Zeichnungen umsetzten. Ein Teil dieser Werke hängt heute in einem Spital im Burgenland.

Alex Kiessling Projekt „Long Distance Art“ (2013) | © WienTourismus/GregorHofbauer

Solche Arbeiten zeigen: Kunst kann mehr als Galerien füllen. Sie kann Menschen im Alltag begegnen – unerwartet und eindrucksvoll. Flughäfen, Hotellobbys, öffentliche Räume: Für Kiessling sind das Orte, an denen Kunst Wirkung entfaltet und zu einem Moment des Staunens wird.

Kunst als Lebenselexier

Alex Kiessling denkt Kunst als Prozess, als Fluß, gespeist aus Erlebnissen und Beobachtungen. „Jede Serie stammt aus ein- und demselben fließenden Moment“, sagt er. Genau diese Haltung macht ihn zu einem Künstler, dessen Werke mehr sind als Bilder: Sie sind Atmosphären, die Räume verwandeln.

Und vielleicht ist es genau das, was Hotels heute brauchen: Kunst, die nicht nur schmückt, sondern den Unterschied macht – zwischen einem schönen Aufenthalt und einem unvergesslichen Erlebnis.

Infos: www.alexkiessling.com

(key)

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