Zumindest kurzfristig keine neuen Bahn-Warnstreiks in Deutschland

Am 12. Juni soll im Tarifkonflikt weiterverhandelt werden - Rund um die Tarife gab es heute neue Forderungen von weiterer Gewerkschaft
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Im aktuellen Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn (DB) sind zumindest in der laufenden Woche keine Warnstreiks zu erwarten. Solche hatten zuletzt auch in Österreich immer wieder zu größeren Störungen im Bahnbetrieb gesorgt. Die DB und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG wollen am 12. Juni erneut über eine Lösung verhandeln, teilten beide Seiten am Abend nach einem Gespräch mit. Am Montag gab es zuvor auch neue Forderungen der kleineren Gewerkschaft GDL.

“Heute haben sich die Verhandlungsführenden der DB und der EVG in Frankfurt zu einem Abstimmungsgespräch getroffen. Das vertrauliche Gespräch verlief konstruktiv”, teilten die Bahn und die Eisenbahn-und Verkehrsgewerkschaft EVG mit. Das geplante Treffen am 12. Juni werde voraussichtlich in Berlin stattfinden.

Die Gewerkschaft verhandelt derzeit mit der DB und Dutzenden weiteren Eisenbahn-Unternehmen über höhere Löhne und Gehälter für insgesamt rund 230.000 Beschäftigte. Der Fokus liegt dabei auf den Verhandlungen mit der DB, dort arbeiten gut 180 .00 dieser Beschäftigten.

Die Gewerkschaft fordert von den Arbeitgebern einen Festbetrag von mindestens 650 Euro pro Monat mehr oder zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen. Die Laufzeit soll nach ihren Vorstellungen zwölf Monate betragen.

Die Bahn hatte bei Verhandlungen Ende Mai in Fulda stufenweise zwölf Prozent mehr bei den unteren Lohngruppen in Aussicht gestellt. Insgesamt zehn Prozent mehr sollen die mittleren Gruppen bekommen und acht Prozent die oberen. Die erste Erhöhungsstufe soll demnach noch dieses Jahr kommen. Hinzu kommt eine ebenfalls stufenweise Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2850 Euro, die steuer- und abgabenfrei ab diesem Juli gezahlt werden könnte. Die Laufzeit soll 24 Monate betragen. Die EVG lehnte dieses Angebot ab.

In den laufenden Tarifstreit der DB mit der weit größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG sind unterdessen auch Forderungen der konkurrierenden Lokführergewerkschaft GDL geplatzt. Anders als die EVG, die die DB mit Warnstreiks mehrfach weitgehend lahmgelegt hat, darf die GDL vorerst nicht zum Arbeitskampf aufrufen. Hier gilt eine Friedenspflicht bis Oktober.

Die GDL strebt für die im Herbst beginnenden Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn neben einer deutlichen Lohnerhöhung auch eine Arbeitszeitverkürzung an. Zu den Kernforderungen gehören eine “allgemeine Entgelterhöhung” von 555 Euro, eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent sowie eine Senkung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter ohne anteilige Lohnabsenkung.

Ebenso will die GDL eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro durchsetzen. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll maximal zwölf Monate betragen, wie die Gewerkschaft am Montag weiter mitteilte.

Für Überraschung aber sorgt vor allem eine weitere Ankündigung des Gewerkschaftschefs Claus Weselsky: Die GDL habe eine Genossenschaft gegründet, die mittelfristig als Leihfirma für Lokführer auftreten will. Die GDL will indirekt selbst zum Arbeitgeber werden und eine Berufsgruppe anstellen, bei der es bereits einen deutlichen Fachkräftemangel gibt – eine äußerst ungewöhnliche Konstellation. Zunächst soll diese Genossenschaft einen Tarifvertrag aushandeln – natürlich mit der GDL.

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