Zillertalbahn-Vorstand führte offenbar zu Unrecht Doktortitel

Schreiner kam laut "TT" über Anfangsprozess für eine Dissertation zum Thema Wasserstoff an Uni Innsbruck nicht hinaus
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Der Technik-Vorstand der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG, Helmut Schreiner, hat offenbar seit dem Jahr 2019 zu Unrecht einen Doktortitel geführt. Dies berichtete die “Tiroler Tageszeitung” in ihrer Donnerstagsausgabe. Schreiner selbst bestätigte laut dem Bericht, dass er über den Anfangsprozess für eine Dissertation zum Thema Wasserstoff an der Universität Innsbruck nicht hinausgekommen ist.

Mittlerweile habe er aber ein zwischenzeitlich aufgenommenes Doktoratsstudium an der Universität Riga in Lettland abgeschlossen, betonte der Technik-Vorstand, der als vehementer Verfechter des Projekts Zillertalbahn als “Wasserstoffbahn”, das mittlerweile auf Schiene ist, gilt. Er räumte aber ein, dass ihm die Doktorwürde nach wie vor nicht verliehen wurde: “Doch das ist nur eine Frage der Zeit”.

Dem Bericht zufolge hatte Schreiner beginnend mit 2018 am Institut für Infrastruktur der Uni Innsbruck, Arbeitsbereich Intelligente Verkehrssysteme, dissertieren wollen. Er habe auch Seminare absolviert. Doch über die Planung, wissenschaftliche Fragestellungen und die Abklärung der Methodik sei er mit seinem damaligen Betreuer nicht hinausgekommen. Es habe unterschiedliche Auffassungen zum Thema Wasserstoff gegeben, führte der Vorstand nunmehr als Grund an. Und Schreiner trat offenbar auch öffentlich mit einer “Dissertationsschrift” zur künftigen “Wasserstoffbahn” im Zillertal auf. Diese überreichte bzw. präsentierte er im Jahr 2019 auch dem damals wahlkämpfenden ÖVP-Chef Sebastian Kurz, im Beisein etwa des damaligen Landeshauptmannes Günther Platter (ÖVP) und der früheren Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck. Der “Entwurf”, wie Schreiner die Arbeit jetzt nennt, sei aber dann eingestampft worden.

Nichtsdestotrotz firmierte Schreiner laut “TT” seit September 2019 bis diesen Mittwoch offiziell als Doktor – auf Visitenkarten, bei offiziellen Auftritten und im Unternehmen. Am Donnerstag war auf der Homepage der Zillertaler Verkehrsbetriebe hingegen “nur” mehr von einem Diplomingenieur (DI) Schreiner zu lesen.

Der Sprecher der Universität Innsbruck, Uwe Steger, bestätigte indes gegenüber der APA, dass vor rund sechs Monaten – nach zunächst anonymen Hinweise und dann solchen “aus dem Haus” – Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gegen den Vorstand wegen des unberechtigten Führens eines akademischen Titels erstattet worden war. Diese konnte laut Schreiner aber inzwischen geklärt werden. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck war für die APA vorerst ebenso wie Schreiner nicht erreichbar.

“Nur den Kopf schütteln” über die Vorgangsweise des Technik-Vorstands kann indes Abg. Franz Hörl (ÖVP), seines Zeichens auch Aufsichtsratschef der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG. Denn Titel würden für ihn, Hörl, schließlich keine Rolle spielen. “Aber das ist seine private Angelegenheit, es hat nichts mit dem Unternehmen zu tun”, ließ der mächtige Tiroler ÖVP-Wirtschaftsbundchef wissen. Mit oder ohne Doktortitel – Schreiner mache einen sehr guten Job, so Hörl.

Am Dienstag hatte das Unternehmen noch mit “Good News” in Sachen Wasserstoff aufwarten können. Die schwarz-rote Landesregierung fasste einen Grundsatzbeschluss auf Dekarbonisierung und Umrüstung der schmalspurigen Zillertalbahn auf Wasserstoffantrieb. Ein Projekt, das zuletzt etwas ins Stocken geraten war und Hörl stets massiv vorangetrieben hatte. Nun soll ein “gesamthaftes Konzept” ausgearbeitet und Verhandlungen mit dem Bund hinsichtlich der Mitfinanzierung aufgenommen werden. Die Opposition kritisierte hingegen beträchtliche Mehrkosten bzw. einen “sorglosen Umgang mit Steuergeldern”.

APA/Red.

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