Prestige-Marke “Perrier” verliert sauberes Image
Nestlé steht wegen unzulässiger Verfahren in der Kritik und das Mineralwasserimage von "Perrier" gerät ins Wanken.

Perrier war über Jahrzehnte das Mineralwasser der Wahl – spritzig, französisch, stilbildend. Wer Perrier auf der Karte hatte, bewies Anspruch. Das ikonische grüne Glas galt vielen Betrieben als sichtbares Signal für Qualität und Weltoffenheit. Doch nun steht die Marke unter Druck: Illegale Aufbereitungsmethoden und intransparente Kommunikation erschüttern das Vertrauen in ein Produkt, das gerade in der gehobenen Gastronomie lange unangetastet war.
Verstoß gegen EU-Vorgaben
Was ist passiert? Nestlé Waters France – zuständig für Marken wie Perrier, Hépar und Contrex – räumte ein, über Jahre hinweg verbotene Verfahren zur Aufbereitung von Mineralwasser eingesetzt zu haben. Der Konzern stellte Ende 2020 intern fest, dass die eingesetzten Techniken mit dem europäischen Mineralwasserrecht nicht vereinbar waren. Statt dies öffentlich zu machen, wandte sich Nestlé 2021 nur an Behörden und Staatspräsident Macron. Erst jetzt wurde der Fall bekannt.
Umstrittene Ersatztechnik
Die französischen Behörden genehmigten daraufhin ein Verfahren zur Mikrofiltration bei niedriger Temperatur, das zwar hygienisch wirksam ist, jedoch den natürlichen Charakter des Wassers verändern kann – und damit nicht mehr der EU-Definition von „natürlichem Mineralwasser“ entspricht. Für viele Gastronomen wirft das auch grundsätzliche Überlegungen auf: Wenn ein etabliertes Prestigeprodukt als behandeltes Trinkwasser gilt – bleibt der Imageverlust auf das Produkt beschränkt, oder strahlt er auf das Gesamtangebot mit aus?
Vertrauensschaden
Gerade in der Spitzengastronomie, wo Gäste nicht nur Geschmack, sondern auch Herkunft, Reinheit und Authentizität erwarten, ist der Schaden groß. Viele Betriebe haben Perrier bewusst als Markenstatement auf den Tisch gestellt – im Menü, auf der Karte oder direkt in der Flasche. Nun steht zur Diskussion, ob dieses Statement noch haltbar ist. Besonders problematisch: Das Vertrauen in das gesamte Segment „Premium-Mineralwasser“ ist angeschlagen.
Es geht nicht nur um Wasser
Der Fall Perrier zeigt, wie sensibel das Zusammenspiel von Produktwahrheit, Markenimage und gastronomischer Verantwortung geworden ist. Man war gerne bereit, das Doppelte oder Dreifache für ein „Perrier“ zu zahlen – im Vertrauen darauf, ein natürliches, unverwechselbares Wasser mit ursprünglicher Kohlensäure zu genießen. Viele schworen, den Unterschied zu schmecken. Heute weiß man: Der Preis war Teil der Faszination – und möglicherweise der entscheidende.
(red)