Ökofreundlicher Urlaub

Wirtschaftsuniversität Wien und Universität Ljubljana erproben Verhaltensappelle an Urlauber: Umwelt-Messages sind nicht sinnvoll
© Adobe Stock

Im Sommerurlaub reist das Umweltbewusstsein von zu Hause oft nicht mit. Wie Hotels nun ihre Gäste zu nachhaltigeren Aufenthalten anregen könnten, untersuchte ein Forscherteam der Universität Ljubljana und Wirtschaftsuniversität (WU) Wien. Mit Förderungen des Wissenschaftsfonds FWF wurde in Experimenten versucht, Urlauber zu weniger Lebensmittelverschwendung zu motivieren. Denn Nahrung mache rund die Hälfte des Abfalls im Tourismussektor aus.

Dabei bedienten sich die Tourismus- und Statistikforscher spielerischer Verhaltensappelle, die Sommertouristen in slowenischen 3- und 4-Sterne Küstenhotels angetragen wurden. Gängige Methoden wie Onlinebefragungen zum Urlaubsverhalten seien nämlich unzureichend, erklärte die am Projekt beteiligte WU-Statistikerin Bettina Grün gegenüber der APA: „Was die Leute glauben, zu machen, entspricht nicht dem, was sie wirklich tun.“

Eine grundlegende Frage des Projekts: „Sind wir in der Lage, echtes Verhalten bei Menschen zu ändern?“ Untersucht wurde dies mit physischen Parametern an Ort und Stelle, etwa dem gemessenen Gewicht weggeworfener Lebensmittel. Erfolg zeigte laut Grün ein Stempelspiel für Familien. Für aufgegessene Portionen vom Buffet gab es Stempel, mit denen Familien „Goodies“ erwerben konnten. Auf ähnlich positiven Anklang sei ein Vorgängerprojekt gestoßen, das Hotelgäste mit Gutscheinen belohnte, wenn sie auf die Zimmerreinigung verzichteten.

Keine nachweisbaren Wirkungen hätten wiederum direkte Appelle gezeigt, etwa Tischkarten, auf denen humoristische Illustrationen Essensverschwendung thematisierten. Ein Problem verortet Grün in direkten Assoziationen mit Themen wie Ökologie: „Wenn ich die Umwelt schonen will, muss ich vielleicht auf etwas verzichten.“ Solche Appelle dürften das Urlaubsvergnügen nicht schmälern. Für zukünftige Experimente denkt das Team daher unter anderem eine Tombola für Gäste an, die kein Essen übrig lassen. Aber: „Die Umwelt-Message wollen wir ausblenden.“

In Zukunft könnten mit automatisierten Messungen auch präzisere Profile von jenen Touristengruppen erstellt werden, die sich besonders umweltbewusst oder umgekehrt verhalten. Im Fokus der nächsten Arbeit soll zudem eine geringere Nutzung von Hotel-Klimaanlagen stehen. Denn viele kleine Änderungen könnten im Urlaubsverhalten „in Summe viel ausmachen“.

APA/Red.

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