Möglicherweise Milliarden-Zusatzkosten bei Deutschlandticket

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen prognostiziert für 2024 für das Ticket einen steigenden Bedarf von über einer Milliarde Euro mehr auf insgesamt 4,09 Mrd. Euro
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Der Preis für das Deutschlandticket von derzeit 49 Euro im Monat könnte sich im kommenden Jahr deutlich erhöhen. Grund ist ein ungelöster Finanzstreit zwischen Bund und Ländern. Nach einer Prognose der Verkehrsbranche wird das Ticket für den bundesweiten Nah- und Regionalverkehr im kommenden Jahr für Bund und Länder deutlich teurer. NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) als Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz warnte am Dienstag vor einer Preiserhöhung.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) prognostiziert für 2024 für das Ticket einen steigenden Bedarf von über einer Milliarde Euro mehr auf insgesamt 4,09 Milliarden. Das geht aus einem VDV-Papier für eine Arbeitsgruppe von Bund und Ländern hervor. Als potenzielle Maßnahmen, um den höheren Zuschussbedarf zu verringern, nennt der Verband eine Erhöhung des Ticketpreises und eine Ausweitung der Nutzerzahlen.

Der VDV warnt in dem Papier vor einem Aus des Tickets. Ohne eine “ausreichend dotierte haushalterische Vorsorge oder eine Nachschusspflicht” wäre es den Unternehmen nicht möglich, das Ticket weiter auszugeben und anzuerkennen.

Die Zahlen dürften den Finanzstreit zwischen Bund und Ländern befeuern. Seit dem 1. Mai kann die Fahrkarte für Busse und Bahnen für 49 Euro im Monat verwendet werden – als digital buchbares, monatlich kündbares Abonnement in ganz Deutschland. Die damit verbundenen Verluste der Branche tragen Bund und Länder je zur Hälfte. Vom Bund kommen von 2023 bis 2025 jeweils 1,5 Milliarden Euro. Die Länder bringen ebenso viel auf.

Auch mögliche Mehrkosten über die drei Milliarden Euro hinaus sollen im ersten Jahr zur Hälfte geteilt werden. Diese “Nachschusspflicht” aber ist von 2024 an offen – darum geht es im Streit zwischen Bund und Ländern. Der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) lehnt eine höhere Kostenbeteiligung des Bundes ab und verweist auf die Zuständigkeit der Länder für den Regionalverkehr.

Laut VDV-Papier befinden sich die Verkaufszahlen für das Ticket bei allen Verbünden und Unternehmen im “Hochlauf”. Der Verband geht für ein volles Jahr nach Einführung – also Ende April 2024 – von rund 13 Millionen regelmäßigen Nutzern aus. Zuletzt waren es etwa 10 Millionen, nachdem zunächst mehr als 11 Millionen Abos verkauft worden waren. Die Option zur monatlichen Kündbarkeit werde intensiver als erwartet genutzt. Das schafft bei den Verkehrsunternehmen mehr Planungsunsicherheit. Insgesamt führe die Preissenkung im öffentlichen Personennahverkehr durch das Deutschlandticket bundesweit zu “spürbaren Mindereinnahmen”.

VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff forderte, dass Bund und Länder bis Ende September eine Lösung für die Kostenübernahme präsentieren. “Bleibt eine solche Entscheidung aus, sind die Verkehrsunternehmen und Verbünde nicht in der Lage, eine verlässliche Planung für 2024 vorzulegen. Dies führt zu erheblichen Risiken, die auch die Politik ernst nehmen muss.”

Der VDV-Prognose zufolge ergibt sich für 2023 angesichts des verkürzten Geltungszeitraums von Mai bis Dezember ein Zuschussbedarf von rund 2,3 Milliarden Euro – das zugesagte Geld von Bund und Ländern reicht also aus. Vom Zuschussbedarf von 4,09 Milliarden im kommenden Jahr sind 3 Milliarden von Bund und Ländern fest zugesagt.

APA/Red.

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