Hotellerie: Kritische Gehaltsentwicklung 2023

Gehaltsniveau im Schnitt um rund sieben Prozent gestiegen, bei einer durchschnittlichen Inflationsrate von über acht Prozent - große Unterschieden in der Branche
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Von 2022 auf 2023 stieg das Gehaltsniveau in der Hotellerie im Schnitt um rund sieben Prozent, bei einer durchschnittlichen Inflationsrate von knapp über acht Prozent, rechnete heute das Tourismus-Beratungsunternehmen Prodinger vor. Die durchschnittlichen Brutto-Kosten pro Mitarbeiter würden bei den Hotels bei rund 42.400 Euro pro Jahr liegen und rund 37 Prozent des Ertragsanteils ausmachen.

Es herrschten aber große Unterschiede in der Branche. “So stiegen die Gehälter bei nicht qualifizierten Mitarbeitergruppen mit einfachen Tätigkeiten im Servicebereich um rund 16 Prozent. Geringere Steigerungen von nur rund drei Prozent waren unter anderem im Wellnessbereich zu beobachten“, so das Beratungsunternehmen.

Der Berater weist heute in einer Aussendung darauf hin, dass eine nicht adäquate Bezahlung der Mitarbeiter aufgrund der hohen Fluktuation eine Überzahlung der – oft überforderten – “Schlüsselmitarbeiter” notwendig mache. Prodinger-Mitarbeiter Alexander Zerkowitz erinnert in der Presseaussendung die Branche daran, dass die rechtlichen Anforderungen seitens der EU an eine faire und gerechte Bezahlung im Sinne der Gleichbehandlung immer strenger würden. “Diese Vorgaben betreffen zunehmend auch kleinere Betriebe, was bei Nichteinhaltung teuer werden kann“, so seine Einschätzung.

Wie sieht die Bezahlung für die rund 230.000 Beschäftigten in Gastronomie und Hotellerie aus? Der Brutto-Mindestlohn für Hilfskräfte beträgt 1.800 Euro und für Fachkräfte in den ersten beiden Berufsjahren 1.860 Euro. Die Lehrlingseinkommen liegen bei 925 Euro im ersten Lehrjahr, 1.035 Euro im zweiten, 1.215 Euro im dritten und 1.305 Euro im vierten Lehrjahr.

Anfang Jänner hatte einmal mehr das Thema Saisonniers – also Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten – die Gemüter erhitzt, nachdem Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler eine Aufhebung der Begrenzung angeregt hatte. Dies gehe “vollkommen an der Arbeitsrealität im Tourismus vorbei“, meinte daraufhin die Gewerkschaft vida. ‘Wenn die Wirtschaft Fachkräfte braucht, soll sie sie ausbilden‘”, so Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus der vida. Laut Arbeitsmarktservice (AMS) hat jeder zweite Beschäftigte im Tourismus- und Gastrobereich eine ausländische Staatsbürgerschaft. Im Tourismus würden alle zwei Jahre 40 Prozent der Beschäftigten woanders arbeiten, das sei eine Besonderheit, meinte kürzlich AMS-Chef Johannes Kopf.

Die Touristiker hatten zuletzt über die bisherige Wintersaison gejubelt. “Ich halte es für möglich, dass wir in der Wintersaison 2023/2024 wieder an das Jahr vor Corona anschließen können“, meinte Branchenobmann Johann Spreitzhofer kürzlich. Im Jänner gebe es noch Luft nach oben, in den Semesterferien hingegen sollten die Skipisten wieder gut gefüllt sein, so der Obmann des WKÖ-Fachverbands Hotellerie. Trotz zuletzt guter Auslastung würden die Gäste aber sparen. “Spontanausgaben werden zunehmend überdacht“, meinte er.

APA/Red.

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