Guide MICHELIN ist zurück

Die neue Österreich-Selektion mit Spitzenbetrieben wird ab 2025 erscheinen.
© Guide Michelin DE

Jetzt steht es also fest. Der Guide Michelin kommt nach Österreich zurück. Das kündigte der französische Milliarden-Reifenkonzern gemeinsam mit acht Landestourismusorganisationen sowie der Österreich Werbung vergangene Woche an. Die neue Österreich-Selektion mit Spitzenbetrieben wird ab 2025 erscheinen.

Österreich Werbung und die Landestourismusorganisationen setzen sich – berichtet die ÖW– gemeinsam dafür ein, die heimische Kulinarik als nachhaltig, hochwertig und zeitgemäß zu positionieren. Die Kooperation mit dem renommierten Partner MICHELIN ist dabei eine von mehreren Aktivitäten, um Österreich auf der internationalen Gourmet-Landkarte noch sichtbarer zu machen und entspricht ganz der Tourismusstrategie T, der „Masterplan für Tourismus“, mit dem Ziel, Österreich als führende Genuss- und Kulinarik-Destination zu etablieren.

Zuletzt war der Guide Michelin zwischen 2005 bis 2009 österreichweit aktiv. Die Veröffentlichung wurde jedoch aufgrund unzureichender Verkaufszahlen eingestellt.

Anfang 2023 startete das Gastronomie-Fachmagazin “Kalk&Kegel” eine Petition zur Rückkehr des Guide Michelin nach Österreich. Über 20.000 Menschen aus der Gastronomie und dem Tourismus beteiligten sich daran. In der Folge gelang es dem Magazin, auch politische Vertreter von der Bedeutung für den österreichischen Tourismus zu überzeugen. Im Oktober 2023 stimmte schließlich der Tourismusausschuss im österreichischen Parlament einstimmig für die Rückkehr des Guide Michelin.

Begeisterung in der Tourismusbranche

Das Comeback wurde bereits von verschiedensten Tourismus-Akteuren begrüßt. Es sei eine Chance, die Exzellenz und Vielfalt der österreichischen Gastronomie international zu präsentieren und talentierte Köche zu entdecken. “Kalk&Kegel”-Hausgeber Michael Pöcheim-Pech sieht die Wiederaufnahme als “wirtschaftlichen Turbo für den heimischen Tourismus“. Er prognostiziert, dass es dadurch – inspiriert von Österreichs Nachbarländern – zu einem Anstieg der Nächtigungszahlen sowie zu Mehreinnahmen in Millionenhöhe führen wird.

Auch Barbara Neßler, die Tourismussprecherin der Grünen, engagiert sich im Tourismusausschuss für die Rückkehr des Restaurantführers. Dabei liegt ihr Fokus nicht nur auf der internationalen Aufmerksamkeit für die heimische Gastronomie, sondern auch auf dem Gegensteuern gegen die Abwanderung von Spitzenköchen und den damit verbundenen Personalmangel.

Ebenfalls begeistert zeigt sich ÖVP-Tourismussprecher Franz Hörl, welcher die fehlende Bewertungen im Guide mit einem Vergleich zwischen Südtirol und Tirol besonders verdeutlichte. Während es in der italienischen Provinz insgesamt 24 Sterne gibt, herrsche nördlich davon “gähnende Leere”. Ausnahmen waren bislang nur Salzburg und Wien, welche auch in den letzten 15 Jahren weiterhin in der Kategorie “Guide Michelin – Main Cities of Europe” bewertet wurden.

Restaurantführer protestieren gegen Finanzierung

Ein Aspekt bleibt in der positiven Berichterstattung jedoch weitgehend unbeachtet. Und das, obwohl genau dieser bereits seit Anfang 2023 auf kritische Stimmen stoß.

So reagierten “Falstaff“-Herausgeber Wolfgang Rosam sowie Martina und Karl Hohenlohe, Herausgeber des „Gault-Millau“ kritisch auf die Neuigkeiten. Grund dafür sei die fragwürdige Finanzierung des Konkurrenten.

Wenn ein kleineres Land wie beispielsweise Slowenien, Kroatien oder eben auch Österreich möchte, dass der Michelin-Guide wieder seine Sterne unter den Top-Köchen verteilt, muss dafür bezahlt werden. Bis zu einer Million Euro pro Jahr“, kritisierten die beiden heimischen Restaurantführer in einer Aussendung.

Genauer gesagt erwartet der französische Milliardenkonzern eine staatliche Subvention von 800.000 Euro, die aus den Tourismusbudgets des Bundes und der Länder kompiliert werden soll. Diese Summe soll – gemäß Aussendung – von der Österreich Werbung sowie den acht beteiligten Landestourismusorganisationen bereitgestellt werden.

Rosam und Hohenlohe betrachten dies nicht nur als Skandal, sondern argumentieren auch, dass es den EU-Gleichbehandlungskriterien widerspricht, insbesondere vor dem Hintergrund der langjährigen Präsenz der Konkurrenz in Österreich, die derzeit noch keinen Cent vom Staat gesehen hat und sich “noch jedes Würstel selbst gezahlt haben”. Die Einführung eines internationalen Guides mag zwar mehr Dynamik und zusätzlichen Ansporn für die österreichischen Köche bringen, jedoch bezeichnet Hohenlohe die Bezahlung im Interview mit “profil” als “komplett unfair”. Rosam hingegen richtete sich direkt an die Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) mit der Aufforderung, eine gemeinsame Lösung zu finden, andernfalls würde man sich wegen der “einseitigen Förderung” an die EU-Wettbewerbsbehörde wenden.

Guide Michelin

Der Guide Michelin ist ein renommiertes Restaurantführer, der von dem gleichnamigen Reifenhersteller Michelin herausgegeben wird. Ursprünglich im Jahr 1900 in Frankreich gestartet, wurde der Guide Michelin schnell zu einer Autorität in der internationalen Gastronomiebranche. Er bewertet Restaurants anhand eines Sternesystems, das von einem bis zu drei Sternen reicht.

Restaurants auf der ganzen Welt streben danach, in den Guide aufgenommen zu werden und Sterne zu erhalten, da dies nicht nur Anerkennung für ihre kulinarische Exzellenz bedeutet, sondern auch einen erheblichen Einfluss auf ihre Bekanntheit und ihren Umsatz haben kann. Für Feinschmecker und Gourmet-Liebhaber ist der Guide Michelin eine vertrauenswürdige Quelle, um herausragende gastronomische Erlebnisse zu entdecken und zu genießen, und er trägt maßgeblich zur Förderung und Entwicklung der kulinarischen Landschaft weltweit bei.

Die Auszeichnungen und Sterne des Guide MICHELIN sind ein weltweit anerkanntes Gütesiegel und tragen zur Weiterentwicklung und Imagebildung der nationalen Gastronomieszene bei.

PA/Red.

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