Gastrovertreter weiter gegen verpflichtende Herkunftskennzeichnung

Daran hat auch der Kebab-Skandal nichts geändert.
Pixabay

Gastronomie lehnt verpflichtende Kennzeichnung weiter ab

Nach dem jüngsten Kebab-Skandal, bei dem verdorbenes Hendl-Fleisch zu 27 Salmonellenvergiftungen führte und für einen 63-jährigen Kärntner sogar tödlich endete, stemmt sich der oberste Gastronomievertreter weiter gegen verpflichtende Herkunftskennzeichnungen. Schärfere Kontrollen bei Importen und EU-weit einheitliche Standards in der Tierhaltung sollen es richten, so Mario Pulker, Gastronomie-Spartenobmann der Wirtschaftskammer (WKÖ), im Ö1-Morgenjournal am Freitag.

Jede Zutat kennzeichnen zu müssen, bedeute einen zu hohen bürokratischen Aufwand, so der Gastronom und Vertreter der Wirtschaftskammer (WKÖ). Regionale oder saisonale Produkte seien oft nicht uneingeschränkt verfügbar. „Was ist, wenn es dann ausgeht, wenn ich auf eine andere Ware zurückgreifen muss“, fragte Pulker. „Es gibt in der Praxis so viele große Probleme.“

Eine Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie ist nicht vorgesehen. Die Grünen hätten sich dies gewünscht, die ÖVP war dagegen. Ab September kommt aber wie berichtet eine Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung wie etwa Kantinen. In weiterer Folge ist eine solche auch bei verarbeiteten Lebensmitteln im Supermarkt vorgesehen.

In der Gastronomie beruht die Kennzeichnung auf Freiwilligkeit. Wer mit Fleisch aus Österreich wirbt, hat mit Kontrollen zu rechnen. „Wenn du oben stehen hast, du verkaufst Fleisch aus Österreich, dann werden auch die Lieferscheine kontrolliert“, so Pulker. „Das ist auch gut so.“ So könnten Wirtinnen und Wirte sowie Konsumentinnen und Konsumenten aussuchen, was sie wollen und was mit ihren Brieftaschen möglich ist.

„Natürlich freuen wir uns über jeden Mitgliedsbetrieb, der sozusagen die heimische Landwirtschaft unterstützt, aber es gibt natürlich verschiedenste Geschäfte und verschiedenste Ausrichtungen der Restaurants und der Lokalitäten“, so Pulker. „Ich glaube, da muss man schon jedem dann selbst überlassen, was er hier einkauft, was er hier verkauft.“

Die EU lässt den Mitgliedsstaaten derzeit viel Spielraum, was Tierwohl und Tiergesundheit betrifft. Bei Hendln ist etwa eine Besetzungsdichte von 42 Kilogramm vorgesehen. Bis zu rund 26 ausgewachsene Tiere können so auf einem Quadratmeter gehalten werden. Österreich ist mit 30 beziehungsweise 21 Kilo in Biobetrieben viel strenger. Das entspricht 18 bzw. 13 Hühnern pro Quadratmeter.

Hier setzt Pulker seine Kritik an. „Das kann ja eigentlich in einer Europäischen Union nicht sein, dass das eine Land eine höhere Besetzungsdichte hat beim Geflügel als das andere Land. Und man sich dort nachher gegenseitig Konkurrenz macht.“ Im Sinne der Konsumenten brauche es eine Vereinheitlichung.

Aus dem Landwirtschaftsministerium heißt es dazu laut dem Ö1-Bericht, dass sich die Bundesregierung in Brüssel dafür stark mache, die Standards auf ein österreichisches Niveau zu heben. Österreich ist in Sachen Fleischproduktion allerdings auch im EU-Vergleich nur ein kleiner Spieler. Der Widerstand der großen fleischproduzierenden Mitgliedsstaaten, wie Polen, Tschechien, aber etwa auch Deutschland, ist vorprogrammiert. Aus Polen stammten die Kebab-Spieße, die zuletzt europaweit und nicht nur in Österreich für die Salmonellenvergiftungen gesorgt hatten.

 

apa

Gefällt Ihnen der Beitrag?
Facebook
Twitter
LinkedIn
Telegram
WhatsApp
Email
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner