Fitness-Check für österreichische Hotellerie

Hotellerie-Branchennetzwerk veröffentlicht Fitness-Check 2024 und berichtet von sinkenden Ergebnissen trotz höherer Auslastung.

27.11.2024 11:23
red04
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Die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (OeHT), Wirtschaftsberater Prodinger und Consultingunternehmen Kohl & Partner haben einen Benchmark-Bericht für die österreichische Ferienhotellerie veröffentlicht. Das bestehende Netzwerk an Kooperationspartnern konnte mit der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), der Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB) und die GFB Wirtschaftsberatung auf eine noch breitere Basis gestellt werden. Der Fitness-Check 2024 analysiert Daten aus 2023 von fast 800 Betrieben. Er soll eine strategische Orientierungshilfe für österreichische Hoteliers anbieten.

Laut den Studienautoren hat die Ferienhotellerie ihre Position als Ganzjahresdestination weiter gefestigt. Die Auslastung, gemessen in Vollbelegstagen (VBT), in allen Kategorien konnte im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert werden.

  • 3-Sterne-Betriebe: Anstieg von 150 auf 164 VBT (+9,3 %)
  • 4-Sterne-Betriebe: Anstieg von 164 auf 179 VBT (+9,1 %)
  • 4S- und 5-Sterne-Betriebe: Anstieg von 183 auf 200 VBT (+9,3 %)

Gleichzeitig sind die Betriebsergebnisse, gemessen am Gross Operating Profit (GOP), deutlich zurückgegangen. Trotz höherer Nächtigungszahlen und inflationsbedingter Preisanpassungen konnten die gestiegenen Kosten nicht vollständig weitergegeben werden.

„Trotz erheblicher Investitionen in der Hotellerie in den letzten Jahren bleiben die Betriebsergebnisse rückläufig – ein Signal, dass gezielte Maßnahmen in Kostenmanagement und Effizienz dringend erforderlich sind“, meinen Stefan Brida und Helmut List von Kohl & Partner. Besonders betroffen seien die gehobenen Kategorien, bei welchen der GOP im Vergleich zum Vorjahr stärker sank als im 3-Stern-Bereich.

  • 3-Sterne-Betriebe: Rückgang um 0,55 Prozentpunkte auf 22,64 %
  • 4-Sterne-Betriebe: Rückgang um 2,48 Prozentpunkte auf 21,20 %
  • 4S- und 5-Sterne-Betriebe: Rückgang um 2,63 Prozentpunkte auf 23,39 %

Personal und Energie als Kostentreiber?

Die Studienautoren verorten auf Basis der Ergebnisse des Fitness-Checks 2024 eine Belastung der wirtschaftlichen Performance besonders durch Personalkosten und Energiepreise. „Vor allem die Auswirkungen der Inflation haben die Mitarbeiterkosten steigen lassen. Diese würden durch die Kollektivvertragsabschlüsse nahezu eins zu eins auf die Löhne übertragen. Dies wirkt sich negativ auf die Ertragsfähigkeit aus“, erklärt Matthias Matzer, Geschäftsführer der OeHT und Mitinitiator des Fitness-Checks.

In den 4-Sterne-Betrieben stiegen die jährlichen Personalkosten pro Vollzeitäquivalent um 18,4 Prozent, während die 4S- und 5-Sterne-Betriebe einen Anstieg von 8,5 Prozent verzeichneten. Im 3-Sterne-Segment betrug die Steigerung 14,2 Prozent. „Diese Entwicklung setzt die Margen unter Druck und reduziert die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. Die Mitarbeiterkosten in Prozent des betrieblichen Umsatzes belaufen sich auf über 36 Prozent inklusive der Lohnnebenkosten“, fassen Thomas Reisenzahn und Marco Riederer, die Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung, zusammen.

Personalkosten pro Vollzeitäquivalent:

  • 3-Sterne-Betriebe: +14,2 % auf durchschnittlich 43.127 Euro
  • 4-Sterne-Betriebe: +18,4 % auf 45.086 Euro
  • 4S- und 5-Sterne-Betriebe: +8,5 % auf 47.012 Euro

Energiekosten spielen laut den Autoren des Fitness-Check 2024 ebenfalls eine wichtige Rolle für sinkende Ergebnisse der Betriebe. Obwohl mehr als 50 Prozent der gesamten Heizsysteme in 4-Sterne-Betrieben auf nachhaltigen Energiequellen wie Biomasse, Solarenergie und Wärmepumpen umgestiegen ist, konnten laut Studie, die allgemeinen Preissteigerungen am Energiemarkt nicht abgefedert werden. „Die Energiekosten pro Zimmer stiegen signifikant an und machen mittlerweile knapp 6 Prozent des Umsatzes aus“, resümieren die Fitness-Check-Autoren.

Durchschnittliche Energiekosten pro Zimmer:

  • 3-Sterne-Betriebe: +49 % auf 2.325 Euro
  • 4-Sterne-Betriebe: +56 % auf 3.097 Euro.
  • 4S- und 5-Sterne-Betriebe: +41 % auf 4.749 Euro

Erstmals auch Nachhaltigkeit erhoben

Es wurden im Zuge des Fitness-Checks auch erstmals Nachaltigkeitskritierien erhoben. ESG-Kennzahlen (Environmental, Social, Governance) spielen eine zunehmend wichtige Rolle, auch in Hinblick auf Finanzierungen und Förderungen. So weiß man in der aktuellen Ausgabe der Studie beispielsweise zum Bereich soziale Aspekte von knapp 60 Prozent Frauen in Führungspositionen in der oberen Kategorie zu berichten. Auch die Region wird laut Autoren stärker eingebunden. 70 Prozent der Lieferanten, der untersuchten Betriebe liegen in einem Umkreis von 100 Kilometer.

Die Studienautoren empfehlen Hoteliers klar und deutlich Effizienzpotenziale auszubauen und verstärkt auf nachhaltige Energien zu setzen. Zusätzlich wird geraten, die Mitarbeiterbindung durch gezielte Entwicklungsprogramme zu stärken.

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