Fachkräftemangel belastet deutsche Tourismusbranche

Im Gastgewerbe fehlen 70.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
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Die deutsche Tourismusbranche sorgt sich angesichts des Fachkräftemangels zunehmend um die Zukunft der heimischen Betriebe. Das fehlende Personal sei in der Dienstleistungsbranche das größte Problem, sagte Dirk Binding von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) auf der internationalen Tourismusmesse ITB in Berlin. Dem Gastgewerbe fehlten aktuell 70.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Mangel betreffe jedes zweite Unternehmen.

Dies führe bei einigen Firmen etwa dazu, dass an Wochenenden keine Veranstaltungen stattfinden könnten. Andre Nickel von der deutschen Bundesagentur für Arbeit beobachtete eigenen Angaben zufolge bei seinen Besuchen in den Betrieben, dass wegen unbesetzter Stellen bereits Speisekarten reduziert und Hotelbars geschlossen wurden. „Wir reden nicht mehr nur von Fachkräftemangel, sondern von Mitarbeitermangel – aus einem Stellenmarkt ist ein Bewerbermarkt geworden“, sagte er.

Für Nickel hat der Personalmangel verschiedene Gründe. Zum einen identifizierten sich immer weniger Menschen mit den Rahmenbedingungen, die verschiedene Berufe im Gastgewerbe ausmachten, sagte er. Dazu gehöre die Arbeit an Wochenenden und Feiertagen, aber auch das Gehalt. Auch die Betriebe seien verantwortlich dafür, attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen – indem sie etwa bereit seien, ihren Mitarbeitern mehr als den Mindestlohn zu zahlen. „Mit so einer Einstellung komme ich heute nicht mehr voran. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden“, erklärte Nickel. Auch der demografische Wandel spiele eine Rolle beim Personalmangel.

Daher schauen sich deutsche Betriebe zunehmend auf ausländischen Arbeitsmärkten um, um Mitarbeiter zu gewinnen. „Bei diesen jungen Menschen, unseren Auszubildenden, steckt so viel Motivation dahinter“, berichtete Marion Mangrich, Geschäftsführerin vom Weinhotel Klostermühle in Ockfen, auf der ITB. Mangrich hat bisher drei Auszubildende aus Indonesien in ihrem Betrieb beschäftigt. Die Industrie- und Handelskammer unterstützt deutsche Partnerbetriebe wie den von Mangrichs dabei, Arbeitskräfte aus dem Ausland zu rekrutieren und in Deutschland zu integrieren. Derzeit seien 20 Prozent mehr Auszubildende im Gastgewerbe beschäftigt als noch im Vorjahr. 60 Prozent von ihnen kämen aus dem Ausland. „Das zeigt, dass das Gastgewerbe von dieser Vielfalt lebt und wie wichtig sie ist“, erklärt Ulrich Schneider von der Industrie- und Handelskammer Trier. Der Prozess sei jedoch auch sehr aufwendig, weswegen nicht alle Betriebe zu diesem Schritt bereit seien. Die Beantragung von Visa etwa müsse seiner Meinung nach digitalisiert werden.

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz der deutschen Regierung will zudem bürokratische Hürden abbauen. Der Hotelverband Deutschland IHA stecke Hoffnung in dieses Gesetz. Auch wenn die gesetzlichen Änderungen weit davon entfernt seien, den Bedarf an Arbeitskräften zu decken, teilte der Verband auf Anfrage mit. Binding von der DIHK sieht zudem Aufholbedarf bei der Art, wie Unternehmen auf ausländischen Märkten werben. „Wir müssen Kampagnen starten“, sagt Binding. Außerdem sei es wichtig, aus politischer Richtung migrationsfreundliche Botschaften zu senden und das Thema Fachkräfteeinwanderung als Gemeinschaftsprojekt von Politik und Gesellschaft zu verstehen.

APA/Red.

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