Ein Jahr Marktpräsenz von Paul & Worthmann

Am Wiener Kutschkermarkt haben sich Paul Rittenauer und David Worthmann mit einem Gastrostand etabliert.

16.06.2025 11:37
Redaktion
© MGM/KR
Paul Rittenauer und David Worthmann

Seit Juni 2024 ist der Kutschkermarkt im 18. Wiener Gemeindebezirk um eine Attraktion reicher: Mit ihrem Feinkost- und Aperitivo-Stand „Paul & Worthmann“ haben Gastronom Paul Rittenauer und Quereinsteiger David Worthmann den Begriff Marktgastronomie neu interpretiert – mit Erfolg.

Anlässlich ihres einjährigen Bestehens luden die beiden am 13. Juni 2025 zu einem sommerlichen Konzert der Singer-Songwriterin Irial alias Emily Praun und sorgten mit DJ-Line-up, Großflaschen-Rosé und Aperitivo-Happy-Hour für ausgelassene Stimmung. FM war beim ersten Jubiläum vor Ort und sprach mit den beiden Betreibern über die Entstehung, die Regeln am Markt und die Tücken eines nicht ganz alltäglichen Gastronomiekonzepts.

Begonnen hat alles mit einem Angebot, das zu gut klang, um wahr zu sein. „Wir saßen regelmäßig beim Tarkan, einem Standler hier am Markt“, erinnert sich Paul Rittenauer. „Eines Tages hat er uns gefragt, ob wir seinen Stand übernehmen wollen. Wir dachten erst, das ist ein Scherz.“ Doch es war keiner – und so entstand in wenigen Wochen ein doppelter Marktstand, der heute unter dem Namen „Paul & Worthmann“ bekannt ist.

David Worthmann kam nicht über die Gastronomie zu dem Projekt, sondern über eine Freundschaft. „Ich kannte Paul privat. Jahre später bin ich über das Angebot gestolpert, habe ihn angerufen – und so kam es zur Zusammenarbeit.“ Während Rittenauer die gastronomische Seite betreut, bringt Worthmann unternehmerisches Know-how aus anderen Branchen mit. Die Rollenverteilung ist klar, das Projekt ambitioniert.

Paul und David – ziemlich beste Freunde

 

Ein Standort am beliebten Kutschkermarkt klingt nach einer sicheren Bank, doch die wirtschaftliche Realität hinter einem Gastronomiestand auf einem Wiener Markt unterscheidet sich grundlegend von klassischen Betriebsformen. Die Verträge unterliegen der Marktordnung, die nicht nur Öffnungszeiten, sondern auch Sortimente und Betriebsformen reglementiert. Gleichzeitig fehlen viele der infrastrukturellen Standards klassischer Lokale – etwa Lagerräume, eigene Sanitäranlagen oder genehmigte Erweiterungsflächen. Im Fall von Paul & Worthmann bedeutet das: kalkulatorische Vorteile bei der Miete, aber ein hohes Maß an Eigenverantwortung bei Personalplanung, Logistik und Gästelenkung. Hinzu kommt die bezirkspolitische Komponente: Sperrstunden, Genehmigungen und Marktregeln können je nach Markt und Bezirk unterschiedlich ausgelegt werden – mit unmittelbaren Auswirkungen auf Kalkulation und Tagesgeschäft..

Wie sich das in der Praxis auswirkt, erzählen die beiden Betreiber im Gespräch mit FM:

Interview mit Paul Rittenauer und David Worthmann

FM: Herr Rittenauer, wie kam es überhaupt zur Idee, sich am Kutschkermarkt niederzulassen?

Paul Rittenauer: Das war eine spontane Geschichte. Wir waren oft bei Tarkan, einem Standbetreiber hier. Irgendwann bot er uns sein Lokal an – erst dachten wir, es sei ein Witz. Dann wurde es ernst, und im Zuge dessen haben wir auch gleich einen zweiten Stand übernommen.

FM: Herr Worthmann, Sie kommen ursprünglich nicht aus der Gastronomie?

David Worthmann: Nein. Ich war früher in der Softwarebranche tätig. Paul kannte ich privat – Jahre später bin ich über das Projekt gestolpert, habe ihn angerufen, und so ist das Ganze ins Rollen gekommen.

FM: Wie unterscheiden sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hier von einem klassischen Lokal?

Rittenauer: Am Markt kauft man die Fläche als Superädifikat. Die laufende Abgabe an die Stadt ist im Vergleich zur Miete in innerstädtischen Lagen gering. Dafür bleiben Personal- und Betriebskosten die größten Posten.

FM: Was ist Ihre Rolle im laufenden Betrieb?

Worthmann: Wir haben das Grundkonzept gemeinsam entwickelt. Im Alltag ist Paul stärker eingebunden. Ich kümmere mich um betriebliche und wirtschaftliche Fragen im Hintergrund.

FM: In der Anfangszeit lag der Fokus auf Antipasti – das Angebot hat sich verändert?

Rittenauer: Ja, wir haben das Speisenkonzept weiterentwickelt. Heute bieten wir eine Mischung aus Wiener Klassikern und mediterranen Elementen. Wichtig war uns immer der Bezug zum Markt – etwa durch Gemüse von hier.

FM: Apropos Markt – Sie dürfen nur bis 22 Uhr offen haben. Ist das ein Problem?

Worthmann: Ja, das ist es. Das Marktgesetz erlaubt in Wien grundsätzlich Öffnungszeiten bis 23 Uhr – hier wurde es reduziert. Damit fällt der zweite Gästeslot praktisch weg. Das erschwert den Betrieb.

Rittenauer: In anderen Märkten geht mehr. Aber die Bezirksvorstehung kann das festlegen. Am Kutschkermarkt war es offenbar wegen früherer Verstöße anderer notwendig, die Zeiten zu verkürzen.

Worthmann: Wir halten uns an die Vorgaben. Aber sie machen es uns nicht leichter. Wir wollen korrekt arbeiten – und trotzdem den Gästen ein gutes Erlebnis bieten. Mit 22 Uhr ist das manchmal schwer vereinbar.

Paul & Worthmann am Kutschkermarkt

 

FM: Danke für das Gespräch und weiterhin alles Gute!

Infos unter: www.paulundworthmann.at

(red)

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