Die Olivenöl-Katastrophe

Das steckt wirklich hinter dem italienischen "extra vergine" Etikett.
© pixabay

Die Staatsanwaltschaft von Rom hat eine Untersuchung über die Verwendung von gepanschtem Öl in Lokalen der italienischen Hauptstadt aufgenommen. Ermittelt wird wegen Lebensmittelfälschung und Vertriebs gestohlener Waren, wie italienische Medien berichteten. 50 Restaurants in Rom sollen das gepanschte Öl verwendet haben. Die Ermittlungen begannen bei einem in Apulien ansässigen illegalen Hersteller.

Das Öl wurde zu einem Preis von drei Euro pro Liter verkauft, während echtes naturreines Olivenöl durchschnittlich neun Euro pro Liter kostet. Es wurde von mehreren Lokalen in Rom, darunter in den Ausgehvierteln Trastevere und Testaccio, und sogar in der Kantine des Bildungsministeriums in Rom verwendet, geht aus den bisherigen Ermittlungsergebnissen hervor.

Samenöl wird “extra vergine”

Das gefälschte Olivenöl wurde aus Samenöl hergestellt, das mit Beta-Carotin und Chlorophyll gemischt wurde, um die Farbe zu verändern. Es wurde in Flaschen mit Etiketten abgefüllt, auf denen “extra vergine made in Italy” steht. Das verwendete Samenöl ist laut den Ermittlern von minderer Qualität und unbekannter Herkunft. Auch Restaurantbesitzer gerieten nun in den Sog der Ermittlungen.

Kriminelle Händler verkaufen minderwertiges Olivenöl als höchste Güteklasse extra vergine oder geben importiertes Öl als original italienisches aus. Der Bauernverband Coldiretti warnt vor einer Schwemme minderwertiger Ware, vor allem aus Tunesien und der Türkei.

Olivenöl wird im Handel in drei unterschiedlichen Qualitäten angeboten: Die beste ist “Olivenöl extra vergine”, die Erstpressung, sie ist naturrein und unbehandelt. Einfaches Olivenöl sowie Zweit- und Drittpressungen hingegen enthalten meistens einen Verschnitt aus weniger hochwertigen, chemisch gereinigten und eher geschmacksneutralen Ölen und nur eine kleine Menge naturreines Olivenöl.

Fälschungsgefahr wegen Klimawandel

Wegen des Klimawandels ist die Produktion von Olivenöl in den vergangenen Jahren in Italien gesunken. Die geringere Produktionsmenge hat, im Zusammenspiel mit gestiegenen Produktionskosten, erhebliche Konsequenzen: Der Preis des “Olio d ́oliva extra vergine”, hat sich fast verdoppelt. Nun droht verstärkt die Gefahr minderwertiger und gepanschter Angebote.

Bei einer kürzlich durchgeführten Untersuchung zum Thema gepanschtes Olivenöl in Italien in Folge der Operation IX von OPSON wurden 260.000 Liter ungenießbares Olivenöl beschlagnahmt. In einer gemeinsamen Aktion der italienischen und spanischen Polizei wurden elf Personen festgenommen. Die Ermittler durchsuchten drei Olivenölfabriken in Sizilien und der Toskana und beschlagnahmten dabei vier Autos, 91.000 Euro sowie diverse Dokumente. Europol warnte, dass das beschlagnahmte gefälschte Olivenöl als „extra natives Olivenöl“ verkauft wurde​

Operation IX

Bereits 2019 startete die OPSON-Operation IX. Ziel war die Bekämpfung von Lebensmittelbetrug in Form von irreführenden und betrügerischen Praktiken bei Olivenöl in elf europäischen Staaten.

Olivenöl bietet ein besonders hohes Betrugspotential aufgrund der erheblichen Preisdifferenz zwischen „Nativem Olivenöl Extra“ und Olivenölen anderer Qualitätsstufen. Um ein Produkt als „nativ extra“ zu bezeichnen, müssen strenge Qualitätskriterien und Beurteilungsmerkmale erfüllt werden sowie – in manchen Fällen – auch die Herkunft.

Ein Betrug kann demnach verschieden erfolgen: Entweder handelt es sich um eine falsche Herkunftsangabe, einem Verschnitt von nativem Olivenöl mit raffiniertem Olivenöl, Oliventresteröl oder Lampanöl und der dementsprechend unwahren Bezeichnung als „Natives Olivenöl Extra“ oder die Substitution mit Fremdölen. In Extremfällen handelte es sich beim „Native Olivenöl Extra“ in Wahrheit um Soja- oder Sonnenblumenöl, welches mit färbenden Substanzen versetzt.

OPSON

Bei der Operation OPSON  handelt es sich um eine internationale Initiative, welche seit 2011 gegen Lebensmittelbetrug und Verfälschung von Lebensmitteln vorgeht. Ziel der Operation ist es, gefälschte und minderwertige Lebensmittel – wie in diesem Fall das Olivenöl – zu identifizieren und aus dem Verkehr zu ziehen. Damit sollen die Gesundheit und Sicherheit der Öffentlichkeit geschützt werden. Ermöglicht wird das Ganze durch eine Zusammenarbeit von Europol und Interpol.

APA/Red.

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