Hotellerie im Wandel beim Alpine Hospitality Summit

Beim Alpine Hospitality Summit in Kitzbühel diskutierte die Branche über Investitionen, Bürokratie und neue Hotelkonzepte.

19.05.2025 11:10
red04
© Prodinger Tourismusberatung
300 Entscheidungsträger aus Tourismus, Politik und Immobilien diskutierten über zukunftsfähige Modelle für die alpine Ferienhotellerie.

Rund 300 Branchenvertreter, darunter Investoren, Hoteliers, Ferienwohnungsanbieter und politische Entscheidungsträger, kamen kürzlich beim Alpine Hospitality Summit in Kitzbühel zusammen. Im Fokus der Veranstaltung standen wirtschaftliche Entwicklungen, Investitionsstrategien und aktuelle Herausforderungen in der alpinen Tourismus- und Hotelbranche.

Volle Auslastung trotz schwieriger Rahmenbedingungen

Die von der Prodinger Tourismusberatung organisierte Veranstaltung war stark besucht – laut Veranstalter sogar überbucht. Trotz spürbarer Herausforderungen, wie etwa dem schwachen Saisonabschluss im Winter, war die Grundstimmung unter den Teilnehmern konstruktiv. Laut Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer von Prodinger, verzeichnete der heimische Tourismus laut Zahlen des Zahlungsdienstleisters Card Complete ein Umsatzminus von 4,56% – insbesondere im Talbereich. Höher gelegene Destinationen schnitten hingegen besser ab. Eine insgesamte betriebswirtschaftliche Analyse über einen Zeitraum von fünf Jahren zeigt: Während der Umsatz pro Zimmer um rund 20,5% gestiegen ist, legten die Personal- (+37%) und Energiekosten (+72%) deutlich stärker zu. Dies führte zu einem Rückgang des operativen Betriebsergebnisses (GOP) um 1,3% auf aktuell 20,6%.

Regionale Wertschöpfung

Eine von Prodinger präsentierte Studie zur regionalen Wertschöpfung unterstrich die wirtschaftliche Bedeutung der Hotellerie. Das Beispiel des Hotels Stanglwirt zeigte: Ein Jahresumsatz von 50 Millionen Euro generiert weitere 22 Millionen Euro an Wertschöpfung in der Region, davon 1,6 Millionen Euro für die Gemeinde und den Tourismusverband Going. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten bleibt die Investitionsbereitschaft in der Branche hoch. Allerdings stellte Marco Riederer, ebenfalls Geschäftsführer bei Prodinger, fest, dass der hohe Verschuldungsgrad der Betriebe seit 2011 erstmals nicht mit steigenden Ertragswerten einhergeht. Dies sei auch auf die massiven Investitionen nach den Corona-Förderungen zurückzuführen. Ein weiteres Thema war die Preisentwicklung. Karin Leeb vom Hotel Hochschober berichtete, dass jährliche Preisanpassungen von bis zu 10% nun an ihre Grenzen stoßen. Trotz starker Markenbindung nehme die Preiselastizität auch bei treuen Gästen ab – besonders in weniger international geprägten Destinationen wie der Turracher Höhe.

Genehmigungsverfahren unter Kritik

Deutlich wurde bei mehreren Diskussionsbeiträgen die Unzufriedenheit mit bürokratischen Abläufen, insbesondere bei Bauvorhaben. Investoren wie Christian Ebner (CE Holding) beklagten langwierige Genehmigungsverfahren, die mit vielen Stellen koordiniert werden müssten. Heinrich Dominici (Hotel „Zur Tenne“) berichtete von über 40 Architektenentwürfen, die eingereicht werden mussten. Auch Daniel Jelitzka (JP Immobilien-Gruppe) kritisierte strenge baurechtliche Vorgaben, die vor allem Sanierungen bestehender Betriebe erschwerten.

Politische Reaktionen

Der neue Staatssekretär für Deregulierung, Sepp Schellhorn, kündigte an, sich für einen Abbau bürokratischer Hürden einzusetzen. Ziel sei es unter anderem, Fristen deutlich zu verkürzen und Verfahren zu vereinfachen. Als konkrete Maßnahme stellte er in Aussicht, dass Anträge künftig automatisch genehmigt gelten könnten, wenn sie nicht innerhalb eines festgelegten Zeitraums bearbeitet werden – unter dem Vorbehalt, dass dies nicht missbraucht werde. Ein weiterer Kritikpunkt betraf die eingeschränkte Nutzung sogenannter Buy2let-Modelle. In Tirol ist es seit dem Vorjahr untersagt, dass Eigentümer von Hotel-Apartments ihre Einheiten selbst kurzfristig nutzen – auch wenn diese von einem Hotelbetreiber geführt werden. Juristisch sei dieses Vorgehen laut der Juristin Astrid Purner umstritten und Gegenstand eines Verfahrens vor dem Verfassungsgerichtshof. Investoren sehen in dieser Regelung eine Einschränkung alternativer Finanzierungsformen.

Suche nach verlässlichen Rahmenbedingungen

Der Summit machte deutlich: Die alpine Hotellerie steht vor vielfältigen Herausforderungen – von steigenden Kosten über rechtliche Unsicherheiten bis hin zu langwierigen Genehmigungsverfahren. Gleichzeitig zeigte die Veranstaltung auch die Innovationskraft und das Engagement vieler Akteure, die trotz schwieriger Rahmenbedingungen in die Zukunft der Branche investieren wollen. So wurde beispielsweise das Engagement junger Hoteliers positiv hervorgehoben.

(PA/red)

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