Ho gestiegen, tief gefallen
Das letzte Lokal von Martin Ho, das Dots auf der Mariahilfer Straße, hat geschlossen. Zurück bleiben frustrierte Mitarbeiter und saure Lieferanten.
Die Mitarbeiter im Dots, Martin Hos legendärem Sushi-Tempel auf der Mariahilfer Straße, zischen leicht konsterniert durch das Geschäft. Steak – gibt es keinen mehr. Warme Küche – können wir nicht mehr. Und einer der Kellner klagt sein Leid: „Was die Kunden mit Kreditkarte bezahlen, ist weg. Davon sehen wir nichts mehr. Nur, wenn die Kunden bar zahlen, können wir davon die Waren einkaufen, die wir für den laufenden Betrieb brauchen.“
Am Samstag, dem 31. August, schloss das Lokal seine Pforten. Davor war noch – höchst aufwendig – die gesamte Außeneinrichtung im „vorgelagerten Garten“ mit stahlblau bezogenen Polstermöbel renoviert worden. „Was für eine Vergeudung“, verdreht ein Kellner die Augen. Er wartet auf sein Gehalt. Und zittert einigermaßen: „Man hat uns von jenen Stellen, die uns Garantien für unsere Gehälter geben, mitgeteilt, dass wir selber kündigen müssen. Weil wir sonst unsere Ansprüche verlieren.“ Dass er und seine Mitstreiter bis zum letzten Tag durchgehalten haben, spricht für die Loyalität der Brigade: „Herrn Ho? Den haben wir schon seit Wochen nicht mehr gesehen.“
Nicht mehr sehen möchten auch Lieferanten Martin Ho. Wie etwa Lasar Chassidov (Fischviertel), der die Methode, mit der Schulden generiert wurden, mit leicht wutverzerrtem Gesicht erläutert: „Zwischen sechs- und achttausend Euro hat Ho – bis zu dreimal in der Woche – an Ware abholen lassen. Bezahlt wurden aber nur fünf- bis siebentausend Euro. Und dann kumuliert das natürlich. Im Jänner 2024 habe ich gesagt: Schluss. Jetzt reicht’s.“
Obwohl zwischenzeitlich ein Teil der ausstehenden Forderungen, die sich auf einen fünfstelligen Betrag summierten, bezahlt wurden, wartet Chassidov noch immer auf fast 6.000 Euro. Er ist nicht der einzige Lieferant, mit dem so verfahren wurde.
Das erbärmliche am Ho-Schluss: Mit dem kärglichen Gehalt seiner Mitarbeiter spielt man nicht.
Wenn es zu Ende geht, wenn Firmen aufgelöst oder zugesperrt werden, dann verhalten sich anständige Kaufleute so, dass sie das nicht auf dem Rücken ihrer emsigen Mitstreiter machen. Und die auf ihre Gage warten lassen … Übrigens: dass am letzten Tag keine Trüffel mehr für die Sushi vorrätig waren, weil das Geld dafür nicht mehr gereicht hat, passt da gut ins Bild …
red
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