Gastronomie: Streit um Bioschwindel
Bio Austria fordert externe Kontrollen, wie sie auch für den Handel und die Biobauern gelten. Gastro-Branchenvertreter in der Wirtschaftskammer spricht von Ruf- und Kreditschädigung.
Um die Kontrolle von Wirten mit Bioprodukten ist ein Streit entfacht. Vertreter der Biobauern werfen der Gastronomie Etikettenschwindel vor. Einige Gastronomen würden mit Bioprodukten werben, ohne dass kontrolliert würde, ob das tatsächlich so sei. Die Gastronomie wehrt sich und spricht von Lüge. Die Grünen wollen nun eine verpflichtende Zertifizierung für die Gastro. Ein Vorschlag liegt vor, die ÖVP ist gegen den Entwurf.
Derzeit brauchen Gastwirte keine Zertifizierung für Bioprodukte. Das könnte ausgenützt werden, so die Sorge der Biobauern, vertreten durch Susanne Maier von Bio Austria. Die Bauern und der Handel würden genau kontrolliert, nicht aber die Wirte. „Wo Bio draufsteht, muss Bio drinnen sein und im Bereich der Gastronomie ist da eine Lücke noch, wo eben Gastronomiebetriebe Biolebensmittel als solche ausloben können, aber eben nicht abgesichert ist durch eine externe Kontrolle, ob das auch wirklich umgesetzt wird“, sagte Maier in dem Radiobeitrag.
Derzeit könne ein Gastronom ausloben, dass es bei ihm Bioweideenten gebe, aber zum Beispiel nur zehn Prozent der Tiere in Bioqualität und den Rest anderswo zukaufen. Deshalb fordert Maier eine verpflichtende Zertifizierung der Wirte. Das könnten die staatlichen Kontrollstellen machen, die auch die Bauern, den Handel und die Verarbeitung kontrollieren.
Der Branchensprecher der Gastronomie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Mario Pulker, ist empört. „Das weise ich auf’s Schärfste zurück. Ja, natürlich wird bei den Kontrollen darauf geschaut, wenn ich bio auf der Speisekarte bei einer Speise dabeistehen habe, ob die dann auch in den Lieferscheinen und in den Rechnungen abgebildet ist“, ärgerte er sich im Ö1-„Mittagsjournal“. Es sei „an den Haaren herbeigezogen, hier zu sagen, man kauft zehn Enten ein und von denen sind nur fünf bio“. Das sei ruf- und kreditschädigend. Pulker wehrte sich vehement dagegen, die österreichische Gastronomie als Betrüger darzustellen und stellte auch rechtliche Schritte dagegen in den Raum.
10.000 Euro-Grenze „unrealistisch“
Der Teufel steckt dem Radiobeitrag zufolge im Detail. Es gebe Bio-Wirte und es gebe Wirte, die nur einzelne Bio-Produkte auf der Speisekarte haben. Der Vorschlag der Grünen sehe nun vor, dass normale Wirte nur bis zu einer Summe von 10.000 Euro Bio-Ware einkaufen dürfen, sagte Pulker. Das sei aber unrealistisch. Die Summe erscheint ihm mit Blick auf große Veranstaltungen zu gering und ist seiner Meinung nach auch mit zu viel Bürokratie verbunden.
Pulker wirft der Bio Austria vor, sie habe nur Interesse daran, ihre Zertifizierung zu bewerben. Diesen Vorwurf weit die Bio Austria zurück: „Uns geht’s um die Fairness.“
Aus dem Büro des Wirtschaftsministers Martin Kocher von der ÖVP hieß es gegenüber dem ORF, man habe bereits im Mai auf die Vorschläge der Grünen reagiert, aber bis jetzt keine Reaktion erhalten. Man befürchte zu viel Bürokratie.
apa
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