Bier-Durst der Österreicher zunehmend alkoholfrei
Der Biermarkt bleibt zwar stabil, doch Gastronomen müssen sich auf neue Konsumgewohnheiten einstellen.

Während der Gesamtbierausstoß in Österreich 2024 mit 10,09 Millionen Hektolitern leicht wuchs, zeigt sich ein klarer Trend: Der Durst der Österreicher verlagert sich immer stärker in Richtung alkoholfreies Bier. Mit einem Zuwachs von 8,4 % und insgesamt 122 Millionen konsumierten Krügerln hat sich alkoholfreies Bier als dynamischste Kategorie etabliert. Der klassische Bierkonsum hingegen stagniert, insbesondere in der Gastronomie, wo der Fassbier-Absatz weiter rückläufig ist. Das stellt Gastronomen vor neue Herausforderungen: Welche Sorten lohnen sich für den Einkauf? Wie lassen sich sinkende Fassbier-Absätze kompensieren? Und wie kann alkoholfreies Bier besser ins Sortiment integriert werden?
Sinkender Fassbier-Konsum
Besonders besorgniserregend ist der Rückgang des Fassbierabsatzes um 3 %. Während Flaschen- und Dosenbier stabil bleiben oder sogar leicht wachsen, setzt sich der Trend weg vom klassischen Wirtshauskonsum fort. Viele Gäste konsumieren seltener in Lokalen und greifen stattdessen auf preisgünstigere Optionen im Einzelhandel zurück. Das stellt Gastronomen vor neue Herausforderungen:
- Anpassung der Fassbier-Bestellungen: Da der Absatz nicht mehr so stark wächst, sollten Gastronomen ihre Bestellmengen überdenken, um unnötige Verluste durch nicht konsumiertes Bier zu vermeiden.
- Attraktivität des Bierangebots steigern: Verkostungen, Bierbegleitungen zu Speisen oder saisonale Spezialitäten können helfen, den Fassbierabsatz zu stabilisieren.
- Preisentwicklung im Auge behalten: Steigende Kosten für Energie, Rohstoffe und Personal beeinflussen die Bierpreise – eine weitsichtige Kalkulation ist essenziell.
Alkoholfreies Bier wächst rasant
Ein deutlicher Gewinner des vergangenen Jahres ist alkoholfreies Bier. Der Absatz stieg um 8,4 %, das entspricht fünf Millionen zusätzlichen Krügerln. In Österreich macht alkoholfreies Bier inzwischen 3,7 % des Gesamtausstoßes aus, ein Trend, der sich international noch stärker abzeichnet.
Für Gastronomen bedeutet das:
- Mehr Auswahl an alkoholfreien Bieren anbieten – Gäste erwarten zunehmend Alternativen, sei es als gesundheitsbewusstere Option oder für Autofahrer.
- Kombination mit Speisen überlegen – alkoholfreie Biere bieten spannende Pairing-Möglichkeiten, besonders zu leichten Gerichten und vegetarischer Küche.
- Verpackung berücksichtigen – während Supermärkte oft auf Einwegflaschen setzen, sind Gastronomen mit Mehrwegvarianten nachhaltiger aufgestellt.

Mehrweg auf dem Vormarsch
Die Brauereien setzen verstärkt auf Mehrweg-Gebinde. 67 % des heimischen Bieres wird bereits in umweltfreundliche Mehrwegflaschen oder Fässer abgefüllt, ein Anstieg von 12 Millionen Litern im vergangenen Jahr. Besonders die 0,33-Liter-Mehrwegflasche boomt: 80 Millionen Stück wurden 2024 produziert – 18 Millionen mehr als im Vorjahr.
Für Gastronomen bedeutet das:
- Nachhaltigkeit als Verkaufsargument nutzen – Gäste honorieren umweltfreundliche Konzepte, und Mehrwegflaschen sind ein sichtbares Zeichen für nachhaltiges Wirtschaften.
- Lagerhaltung optimieren – Mehrwegflaschen benötigen mehr Platz als Dosen oder Einwegflaschen, daher ist eine kluge Bestandsführung nötig.
- Preisliche Abwägung treffen – Mehrwegprodukte können teurer sein, reduzieren aber langfristig Entsorgungskosten und Umweltbelastung.
Preisentwicklung nach oben
Trotz stabiler Mengen bleibt der Kostendruck hoch: Energiepreise, Rohstoffkosten und Löhne steigen weiter, und die allgemeine Kaufkraft ist gedämpft. Besonders die Fußball-Europameisterschaft im Sommer 2024 brachte nicht den erhofften Absatzschub – im Gegenteil, der Juni war für Brauereien enttäuschend.
Gastronomen sollten deshalb:
- Bierpreise regelmäßig überprüfen und auf steigende Einkaufskosten reagieren.
- Mengenangebote oder saisonale Specials nutzen, um die Nachfrage zu steuern.
- Mit Brauereien über Konditionen sprechen, insbesondere wenn es um Fassbier geht.
Anpassung ist gefragt
Österreichs Biermarkt bleibt zwar stabil, doch Gastronomen müssen sich auf veränderte Konsumgewohnheiten einstellen. Fassbier verliert weiter Marktanteile, während alkoholfreies Bier und nachhaltige Verpackungen an Bedeutung gewinnen. Wer sein Angebot anpasst und vorausschauend kalkuliert, kann trotz herausfordernder Rahmenbedingungen erfolgreich wirtschaften.
(PA/red)
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