Wiener Gastronomie gegen Regelungen wie in Mailand
Eine Überregulierung des Rauchens im Freien wird von vielen Seiten kritisch gesehen.
Die Diskussion über Rauchverbote in Außenbereichen hat in Europa erneut Fahrt aufgenommen, nachdem Mailand ein nahezu vollständiges Rauchverbot im Freien ab 2025 beschlossen hat. In der norditalienischen Metropole dürfen dann weder herkömmliche Zigaretten noch E-Zigaretten in öffentlichen Parks, auf Straßen, Plätzen oder vor Restaurants und Bars geraucht werden. Die Maßnahme zielt darauf ab, die Luftqualität zu verbessern und die öffentliche Gesundheit zu fördern.
Doch diese strikten Regelungen stoßen nicht überall auf Zustimmung. Auch im Europäischen Parlament scheiterte kürzlich eine Kommissionserklärung, die strengere Rauchverbote in allen Mitgliedsstaaten auf öffentlichen Plätzen und in Gastgärten einführen wollte. In der Wiener Gastronomie wird eine Überregulierung des Rauchens im Freien ebenfalls kritisch gesehen.
Rauchverbot: Eine Frage der Balance
Erwin Scheiflinger, Fachgruppenobmann-Stv. der Gastronomie bei der Wirtschaftskammer Wien und Betreiber des Bastei Beisls im ersten Bezirk, zeigt Verständnis für das Rauchverbot in Innenräumen, macht jedoch deutlich: „Im Außenbereich, wie etwa in Schanigärten, sollte das Rauchen erlaubt bleiben. Es steht ohnehin jedem Wirt frei, dies auf freiwilliger Basis zu regeln.“ Für viele seiner Gäste, darunter Bauarbeiter und Büroangestellte, sei die Möglichkeit, in der Pause im Freien zu rauchen, ein wichtiger Faktor.
„Gerade in den Wintermonaten sammeln sich bei Feiern oft größere Gruppen von Rauchern vor dem Lokal. Wenn wir das Rauchen auch draußen verbieten würden, käme es nur zu noch mehr Chaos“, so Scheiflinger. Aus seiner Sicht sei das Rauchen ohnehin ein Auslaufmodell: „Nur noch 30 Prozent unserer Gäste rauchen, und dieser Anteil sinkt stetig.“
Rücksicht ja, gesetzliches Verbot nein
Auch Hermann Prilisauer, Inhaber eines Traditionsgasthauses im 14. Bezirk, sieht keinen Bedarf für ein Rauchverbot im Freien. „Viele unserer Gäste rauchen, und sie würden wegbleiben, wenn wir das Rauchen im Gastgarten verbieten. Zudem liegt mein Lokal an einer stark befahrenen Straße – die Abgase dort sind vermutlich schädlicher als Zigarettenrauch.“ Gleichzeitig legt er Wert darauf, auf Nichtraucher Rücksicht zu nehmen: „Wir bieten jederzeit rauchfreie Plätze an, falls sich Gäste gestört fühlen. Ein Gesetz ist dafür nicht notwendig – ein Gespräch reicht völlig aus.“
Das Innenraumverbot reicht aus
Alexandra Psichos-Prankl, Fachgruppenobmann-Stv. der Wiener Kaffeehäuser, hebt hervor, wie stark die Einführung des Rauchverbots in Innenräumen die Wiener Kaffeehauskultur verändert hat. „Die Tradition, beim Kaffee eine Zigarette zu rauchen, wurde empfindlich gestört. Viele Geschäftstreffen, bei denen geraucht wurde, finden heute nicht mehr in Kaffeehäusern statt.“ Sie sieht keine Notwendigkeit, die Diskussion auf Außenbereiche auszudehnen: „Das Innenraumverbot hat sich bewährt, aber ein Verbot im Freien wäre ein Schritt zu weit.“
Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie, teilt diese Positionen und hebt hervor, dass E-Zigaretten wie in Mailand keine praktikable Alternative darstellen: „Die meisten Gastronomen wollen keine Unterscheidung zwischen traditionellen Zigaretten und E-Zigaretten. Das würde nur Verwirrung und Diskriminierung schaffen.“
Wiener Gastronomie gegen Überregulierung
Die Wiener Gastronomen sehen in den Regelungen, wie sie in Mailand beschlossen wurden, keinen gangbaren Weg. Die Mehrheit der Branchenvertreter ist sich einig: Die bestehenden Regelungen bieten genügend Spielraum für individuelle Entscheidungen. „Die Gastronomie braucht keine zusätzlichen Verbote, sondern kluge Lösungen, die auf Rücksichtnahme und Eigenverantwortung setzen“, fasst Dobcak zusammen.
(red)
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