Was taugen Internet-Bewertungen?

Restaurants und Hotels unterwerfen sich häufig Bewertungssystemen im Internet. Doch nicht alle Sternchen, Schulnoten und grüne oder rote Balken verraten auch die Wahrheit: Positive Noten für Tripadisor, Facebook & Co. gibt es bereits um wenige Euro zu kaufen.
© Adobe Stock

Die schöne, neue Online-Welt mit den noch schöneren Möglichkeiten zum Buchen eines Hotels oder Tisches in einem Restaurant ist ein undurchschaubarer Dschungel geworden. Eine Orientierungshilfe für kaufwillige Kundschaft sollen mehr oder weniger ausführliche, vertrauenswürdige und durchschaubare Bewertungssysteme sein. Was gut gemeint war, ist mittlerweile so viel wert wie eine Rauchwolke: Extrem gute oder extrem schlechte Wertungen dominieren die Plattformen, eine ausführlichere Begründung für das Abschneiden eines bestimmten Produkts oder Dienstleisters ist nur selten vorhanden. Noch seltener sind Kommentare von Usern mit Klarnamen, die Eindrücke aus persönlicher Erfahrung schildern – und damit noch die glaubwürdigsten aller Bewertungen darstellen. Doch es gibt auch jene, auf den ersten Blick sinnvoll und vertrauenserweckend klingenden Rezensionen. Doch Vorsicht: Positive und negative Wertungen können einfach und günstig im Internet erkauft werden. Der schräge Eindruck, der sich bei der großen Masse an Bewertungen ergibt, kommt nicht von ungefähr: Mehrere Dutzend Anbieter locken zahlungskräftige – und verzweifelte – Kundschaft mit „moralisch völlig unbedenklichen“ Positiv-Rezensionen für ihr Gewerbe. So wirbt „reviewer-rating.de“ mit den knalligen Slogans „Lieferando Bewertungen kaufen – und Umsatz steigern“ und „Lieferando Bewertungen kaufen, um Ihr Image widerzuspiegeln“. Bereits diverse Tippfehler in den Original-Angebotstexten auf den Websites zeigen von der Qualifikation des „breit aufgestellten Teams an Rezensenten“. Ausdrücklich unterstreicht man wieder und wieder, dass ausschließlich positive Bewertungen platziert werden – und das Geschäft mit dem Schummeln völlig in Ordnung und wirtschaftlich sinnvoll sei: „Doch nicht nur die hohen Margen von Lieferando schlagen zu Buche, sondern auch genervte Kunden, die ihr Essen zu spät erhalten haben. Umso wichtiger ist es dann Lieferando Bewertungen zu kaufen, um die Sichtbarkeit Ihres Unternehmens widerzuspiegeln. Die Konkurrenz ist groß – Verschaffen Sie sich nun einen Vorteil!“ Noch dreister als „reviewer-rating.de“ geht es bei „bewertungen-kaufen24.com“ zur Sache. Hier wird in eine ganz miese Schublade der Verkaufsargumentation gegriffen. Konkret angeboten werden Rezensionen für Google, Facebook, Mobil.de und Trustpilot. Auf Anfrage – und gegen gutes Geld – offeriert man positive Bewertungen zusätzlich auf so gut wie allen Portalen: „Bisher war nicht die richtige Plattform dabei? Dann schreiben Sie uns direkt, für welche Plattform Sie zertifizierte Bewertungen wünschen. Anschließend melden wir uns bei Ihnen und helfen Ihnen bei der Umsetzung Ihrer Anforderungen. Gemeinsam mit unserem breit aufgestellten Team aus Rezensenten helfen wir Ihnen gerne weiter und steigern den Erfolg Ihrer Projekte.“ Schlappe 129 Euro verrechnet man für zehn Bewertungen, wer gleich hundert kauft, spart – sie kosten knapp einen Tausender…
 
Von Alexander Haide
 
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