„Viele lässige Menschen kommen auf die Hütte“

Harry Höll ist seit 2017 Pächter der Dümlerhütte auf der Stofferalm.
© Dümlerhütte

Harry und Roswitha Höll: „Die Behörden machen einem das Leben vor allem als Wirt immer schwerer“

Im Gespräch mit FM verrät er, was das Hüttenflair ausmacht. Und mit welchen Herausforderungen Hüttenwirte kämpfen.
Text: Gerald Teufel
FM: Herr Höll, was lieben Sie an Ihrem Beruf am meisten?
Harry Höller: Man lernt wirklich viele lässige Menschen kennen, welche auch bergbegeistert sind. Der Bergsteiger ist ein eher ausgeglichener, toleranter Mensch. 
FM: Wie war die letzte Sommersaison?
Höller: Mit dieser schier endlosen Hochdruckphase im Sommer hatten wir eine gewaltige Saison. Das ging natürlich den Mitarbeitern an die Substanz.Wir verkauften auf unserer kleinen Dümlerhütte mehr als 25.000 Essen in 160 Tagen. Das ist mehr, als so mancher Wirt im Tal verkauft. Um die 15.000 Bergsteiger waren da.
FM: Ihre Hütte wurde mit dem Umweltgütesiegel ausgezeichnet. Was musste dafür getan werden?
Höller: Da geht es schon um einige Punkte: Abwasserentsorgung, umweltbewusste Energie-Erzeugung, Müllvermeidung, regionaler Einkauf, keine Einwegprodukte usw.
FM: Begrüßen die Gäste das Umweltbewusstsein?
Höller: Ja. Ich bin wirklich positiv überrascht. So gut wie nichts wird weggeworfen. Rücksichtslose Umweltsünder sind überhaupt keine unter den Gästen. Der Bergsteiger oder Wanderer ist kein Ausflügler im herkömmlichen Sinne. Sie sind zu 99,5 Prozent in Ordnung – ganz egal, woher sie kommen. Bergsteigen verbindet einfach.
FM: Wie verhalten sich die unterschiedlichen Generationen?
Höller: Früher sah man kaum junge Mädels auf den Bergen. Heute ist das komplett anders. Es gibt schon so viele fitte Mädels, dass man sich nicht mehr zu schämen braucht, wenn man von einem überholt wird. Außerdem kann man nur staunen, wie viele superfitte 70-Jährige es gibt. Mit 70 ist man heutzutage nicht mehr alt.
FM: Wieviel Abfall bzw. welche Menge an Abwässer hatten Sie 2018 zu bewältigen?
Höller: Das hält sich alles in Grenzen. Wir haben eine 20 m³ große Senkgrube. Die ließen wir fünf Mal leeren. Unser Vakuum-WC braucht bei einer Spülung nur 0,5l Wasser. Bei den Wasserhähnen sind Druckarmaturen montiert, die das Wasser portionieren. So kann man extrem viel sparen. Müll wird akribisch getrennt. So kommen vielleicht zwei Müllsäcke pro Woche zusammen.
FM: Wer trägt die Kosten?
Höller: Die Entsorgungskosten trägt der Hüttenpächter. Eine Senkgruben-Leerung kostet in etwa 500 Euro, drei Rollen Müllsäcke 168 Euro, mit dem Seilbahntransport und anteilig angerechneter Seilbahntrassenbenützung an die 3000 Euro.
FM: Wie hoch war der Einsatz von freiwilligen Helferinnen und Helfern?
Höller: Die Hütte wurde komplett saniert und auf den neuesten Stand gebracht. Wir hatten eine große Baustelle. Ich kann keine Stundenangabe machen. Aber Hut ab vor den Mitgliedern des hüttenbesitzenden ÖAV TK Linz. Sie haben Sand, Pflastersteine, Baumaterialien und vieles mehr unermüdlich geliefert, Wege ausgeschnitten und markiert, Seilbahntrasse ausgeschnitten… Da kommen schon viele Helferstunden zusammen.
FM: Was wünschen Sie sich von den Besuchern Ihrer Hütte?
Höller: Das Verständnis, dass es auch Zeit braucht, die Speisen herzustellen, wenn viel los ist. Wir hatten heuer bis zu 800 Essen am Tag. Und das aus unserer kleinen Küche. In Wirklichkeit ist das einfach zu viel.  
FM: Fühlen Sie sich von den Behörden ausreichend unterstützt? 
Höller: Die Behörden machen einem das Leben vor allem als Wirt immer schwerer. 
Sie stellen dich nahezu gleich mit einem Betrieb im Tal, wo immer schöner laminarer und vor allem genug Strom zur Verfügung steht. Was man heutzutage schon alles aufzeichnen muss, ist ein Hammer. Manchmal kommt mir vor, dass man einfach die Zeit so auf Anfang der 90er zurückdrehen sollte. Da konnte man sich noch mehr um die eigentliche Arbeit kümmern und verbrachte weniger Zeit im Büro.

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