Umsatzminus im Alpentourismus kostet Jobs

Einbußen der Beherbergungsbetriebe haben laut einer Studie Auswirkungen auf andere Branchen.
© Vitalpin/Jochum

Bei der Studienpräsentation: (v.l.) Theresa Haid, Hannes Parth (Obmann Vitalpin) und Stefan D. Haigner

Die coronabedingten Umsatzeinbrüche im Tourismus im Alpenraum führen zu deutlichen Einbußen bei Jobs und Wertschöpfung – auch in anderen Branchen wie Handel, Verkehr oder Bau. Dies geht aus einer Studie im Auftrag von Vitalpin hervor. Von der Politik werden rasche und einheitliche Regeln für die Wintersaison gefordert.
Die Beherbergungsumsätze werden im österreichischen Alpenraum heuer um fast ein Drittel (32 Prozent) sinken, zeigt die Studie Alpentourismus 2020 der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW), die im Auftrag der internationalen Interessengemeinschaft für alpines Wirtschaften, Vitalpin, erstellt und am 3.9. bei einer Online-Pressekonferenz präsentiert wurde. Dadurch sinkt demnach das Bruttoregionalprodukt um 7,2 Mrd. Euro, die Bruttowertschöpfung um 6,5 Mrd. Euro.
Der Tourismus sei keine Insel, sondern ein System, an dem sehr viele andere Branchen dranhängen, betonte Vitalpin-Geschäftsführerin Theresa Haid. Bei dem erwarteten Umsatzrückgang von 32 Prozent würden 62.500 Jobs verloren gehen – der Großteil nicht in der Tourismusbranche selbst. Im Handel seien mehr als 10.000 Arbeitsplätze betroffen, 5.000 in Verkehr und Logistik sowie mehr als 4.000 in der Baubranche. Für Beherbergung und Gastronomie sind es laut Studie 25.500 Jobs weniger. Miteingerechnet in die volkswirtschaftliche Betrachtung sind hier auch Beschäftigte in Kurzarbeit.
Der Fokus liege nun auf der bevorstehenden Wintersaison, „da steht extrem viel auf dem Spiel“, betonte Haid. Man habe einen Sommer hinter sich, der schon noch Tourismus gebracht habe, aber nicht so euphorisch, wie es manchmal dargestellt werde und auch regional unterschiedlich, so Vitalpin-Obmann Hannes Parth. Beim Gesamtjahresminus kämen der Branche noch zwei gute Wintermonate zu Jahresbeginn zugute, jetzt stehe aber ein schwieriger Winter bevor.

Appell an die Regierungen

An die Regierungen gehe nun der Appell, untermauert durch die Studienergebnisse, „sofortige Maßnahmen zu setzen, abgestimmte Regelungen vorzugeben“, damit die durch die Coronakrise teilweise sehr angeschlagenen Betriebe für die Wintersaison Planungssicherheit bekämen und auch damit man den Reisenden wieder das Vertrauen ins Reisen zurückgeben könne. „Die bevorstehende Wintersaison ist extrem wichtig und sie muss gelingen.“ Parth betonte die Wichtigkeit möglichst einheitlicher Regeln für den Alpenraum. Für gewisse Bereiche des Tourismus seien ganz klare Sonderregelungen nötig, dies aber auch möglichst vereinheitlicht und nicht in jedem Land unterschiedlich.
Studienautor Stefan Haigner erklärte, Planungssicherheit sei nicht nur für Unternehmer wichtig, sondern auch für die Gäste – etwa, welche Maßnahmen sie ergreifen müssten. Es sei wichtig, dass die Politik möglichst frühzeitig kommuniziere, wie die Spielregeln für die kommende Wintersaison sind. Haid verwies darauf, dass man einen offenen Brief mit den wichtigsten Forderungen initiiert habe, der in den nächsten Tagen an alle Regierungen der Alpenländer gehen werde und von mehr als 130 CEOs der wichtigsten Tourismusbetriebe im Alpenraum unterzeichnet wurde.
APA/red

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