Überlebenskampf: Lieferdienst Gorillas sucht Partner

Das einst erfolgreiche Start-up schreibt aktuell nur noch rote Zahlen, weswegen es über einen Verkauf nachdenkt
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In der Pandemie schossen die Lieferdienste wie Pilze aus dem Boden

In der Corona-Krise schossen sie aus dem Boden, die Online-Supermärkte und Lebensmittel-Lieferdienste. Angesichts der Lockerungen der Pandemie-Maßnahmen sowie sinkender Fallzahlen ist es nun für manche jener Unternehmen schwierig, sich über Wasser zu halten – immerhin gehen die Leute wieder bereitwilliger auf die Straße und in Supermärkte, anstatt sich ihren Bedarf nach Hause liefern zu lassen. So ergeht es aktuell auch dem Schnelllieferdienst Gorillas, der sich aufgrund großer finanzieller Schwierigkeiten nun auf die Suche nach Partnerschaften macht.

Ziel von Gorillas sei es, mit großen Supermarktketten zusammenzuarbeiten, wie Mitgründer und Chairman Ugur Samut am Mittwoch auf einer Konferenz in Dublin sagt. Diese würden Gorillas mehr Einkaufskraft und höhere Margen bieten. Bisher konnte das Berliner Start-up lediglich Testläufe mit Tesco sowie ein Lieferbündnis mit dem Bio-Supermarkt Alnatura eingehen. Einer der größten Konkurrenten Flink hingegen steht in Zusammenarbeit mit Rewesowie Carrefour – ein großer Marktvorteil.

“Wir glauben, dass wir operativ in drei Monaten profitabel sind und als Gruppe in zwölf Monaten”, bleibt Samut optimistisch. Um seine Ziele zu erreichen, muss Gorillas allerdings seine Kosten deutlich herunterschrauben. Der in der Coronapandemie gestartete Expansionskurs der Firma musste unter anderem aufgrund der hohen Inflation sowie der Talfahrt von Technologiewerten bereits eingestampft werden. So mussten die Geschäfte in Italien, Spanien, Dänemark und Belgien vergangenen Mai eingestellt werden. Außerdem wurden rund 300 Mitarbeitende der Unternehmensverwaltung entlassen. Der einst geplante Start in Wien bleibt ebenfalls in der Schwebe.

“Wir haben realisiert, wir müssen uns anpassen, den Kurs korrigieren und wir müssen es schnell tun, weswegen es einige schwierige Entscheidungen gab und jetzt liegt der gesamte Fokus auf der Profitabilität”, sagte Samut. Gorillas-Investor Christophe Maire von Atlantic Food Labs sagte Reuters, die strategische Neuausrichtung sei der richtige Schritt, um ein langlebiges Geschäft aufzubauen.

Apropos Investoren: Bei diesen sitzt das Geld, auch angesichts der Zinswende, nicht mehr ganz so locker. Letztmalig konnte Gorillas im Oktober 860 Millionen Euro einsammeln, davon 200 Mio. vom weltweit tätigen Essenslieferdienst Delivery Hero. Um in der aktuellen Krisensituation für das Unternehmen wieder neue Investoren mit an Bord zu holen, hat Gorillas laut Insider-Informationen nun die Investmentbank JPMorgan beauftragt, mit Investoren über eine frische Geldspritze und andere strategische Optionen zu verhandeln. Dabei denkt man auch über einen Verkauf des Unternehmens nach. Der Insider meint dazu, Gorillas sei ein guter Fang für Essenslieferdienste, die Freunde einer Konsolidierung seien.

APA/Red.

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