Tourismus trotzt allen Krisen

WKÖ: Normalität ist zurück. Laut Umfrage planen heuer mehr Befragte denn je einen Winterurlaub. Energiekosten und Inflation bleiben für viele Betriebe eine Herausforderung.
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Neuer Schneefall sorgt wieder für mehr Optimismus

Der heimische Tourismus ist mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert – zuerst Corona, dann die Folgen des Ukraine-Kriegs in Form von hoher Inflation und enorm gestiegenen Energiekosten. Und zuletzt kein Schnee. Zumindest die Pandemie gilt als bewältigt. „Wir sind in der Normalität zurück“, sagte der Obmann der Bundessparte Tourismus- und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich, Robert Seeber, vor Journalisten in Wien. Und Urlaub geht offenbar immer.

Jedenfalls wollen heuer mit einem Anteil von 46 Prozent deutlich mehr Österreicherinnen und Österreicher als vor der Krise (2019/20) einen Winterurlaub machen – damals waren das nur 31 Prozent, im Vorjahr 39 Prozent, wie aus einer aktuellen Erhebung des Linzer Marktforschungsinstituts Market im Auftrag der Wirtschaftskammer (WKÖ) hervorgeht. „Das ist ein ‘All Time High’“, strich Market-Vorstand David Pfarrhofer hervor. Fast 80 Prozent gaben demnach auch an, dass heuer wieder ein normales Urlaubsgefühl aufkommen könne. „Da sehen wir, dass wieder Normalität eingekehrt ist im Land“, so der Marktforscher. Vor einem Jahr, mitten in der Coronapandemie, war nur ein Drittel der Befragten dieser Meinung, vor zwei Jahren war es gut ein Fünftel (22 Prozent).

Die aktuelle Stimmungslage betreffend Tourismus wurde unter rund 1.000 Österreichern und 500 Betrieben im Zeitraum 14. bis 27. Dezember 2022 erhoben.

„Das Bedürfnis einen Urlaub zu machen ist ja nach wie vor sehr groß“, sagte der Obmann des WKÖ-Fachverbands Hotellerie, Johann Spreitzhofer. „Die Menschen haben einen großen Nachholbedarf gehabt, das spüren wir auch in den Betrieben“, berichtete auch der Linzer Gastronom Seeber.

Das Urlauberverhalten hat sich allerdings angesichts der multiplen Krisen verändert. Wegen der Teuerung denken zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher laut Umfrage über weniger Urlaub nach, sie wollen also die Aufenthaltsdauer verkürzen. „Es gibt diese Teuerung und die Notwendigkeit zu sparen, aber der Wunsch in der Bevölkerung nach Urlaub ist so stark wie noch nie“, fasste der Marktforscher Pfarrhofer zusammen.

Weiters geben 70 Prozent der Betriebe an, dass die Kurzfristigkeit der Buchungen weiter zunehme. „Die Gäste sind auch preissensibler geworden, darauf muss man eingehen“, betonte Hotellerie-Obmann Spreitzhofer. Weiters gäben 50 Prozent der Betriebe an, „dass sie bei den Stornobedingungen großzügiger sein müssen“. Die Preissteigerungen insgesamt seien ein Faktor. Hier sei ein Spagat zu schaffen. „Die Betriebe sind es gewohnt, einen gewissen Leidensdruck zu tragen.“

Der Ukraine-Krieg habe einen großen Umschwung gebracht – es sei zu einer „enormen Explosion der Energiepreise“ gekommen, teilweise sei das Zehnfache zu zahlen, hielt Seeber fest. Die Stromrechnung in seinen Betrieb, dem Promenadenhof in Linz, habe sich mit seinem neuen Vertrag von 60.000 auf 240.000 Euro pro Jahr vervierfacht. „Die meisten in Linz zahlen das Sechsfache“, sagte er. „Bei den meisten frisst das den Ertrag komplett auf“, so der Branchensprecher mit Blick auf das geringe Eigenkapital vieler Betriebe.

„Solange die Energiekosten auf einem derartigen Level bleiben, brauchen wir entsprechende finanzielle Hilfen“, setzte Seeber einen Appell an die Politik ab. „Wir brauchen da schon noch Hilfsmaßnahmen, die der Branche das Überleben sichern“, meinte er. Der erst kürzlich fixierte „Energiekostenzuschuss 2“ solle nun zügig und unbürokratisch ausbezahlt werden, damit das Geld „rasch und effektiv“ bei den Betrieben ankomme.

Insgesamt gibt sich die Branche dennoch zuversichtlich. „Die Aussichten für den gesamtösterreichischen Tourismus sind positiv“, so der Branchensprecher. Daran scheint letztlich auch der akute Fachkräftemangel in der Branche nicht zu rütteln. „Grosso modo fehlen uns ‘last but not least’ circa 30.000 Mitarbeiter“, umriss Seeber die Personallage. In der Tourismus- und Freizeitwirtschaft seien etwa 220.000 Menschen beschäftigt.

„Zwei Drittel der Betriebe sind mit dem Verlauf der Wintersaison beziehungsweise den Buchungen zufrieden, 8 Prozent sind gar nicht zufrieden“, berichtete Spreitzhofer. Der Dreikönigstag sei auf einen Freitag und somit günstig gefallen, denn die Hotels und Pensionen seien dann auch über das Wochenende bis zum 8. Jänner „großteils ausgebucht“ gewesen. Und nun schneit es auch endlich wieder. „Das Wetter ist natürlich sehr ausschlaggebend, was die Buchungslage betrifft – wenn schönes Wetter ist oder Schnee, wird sofort gebucht“, so der Hotellerie-Vertreter.

„Wenn Schnee kommt, kommen die Gäste Ski fahren.“ Es sei ganz wichtig für die Buchungen, „dass es auch in den Ballungsräumen und Herkunftsmärkten mal weiß wird“.

Bei den Urlaubern aus dem Ausland habe es in der heurigen Wintersaison bisher ein Nächtigungsminus von insgesamt 10,3 Prozent gegeben. Das konnte durch das Plus bei den inländischen Gästen „teilweise wettgemacht“ werden. Im vergangenen Sommer seien die Betriebe knapp an die Rekordgrenze von 79 Millionen Nächtigungen herangekommen – es habe nur ein leichtes Minus von 1 Prozent gegeben. Über 70 Prozent der Betriebe seien mit der Saison zufrieden.

„Wir haben, glaube ich, die Pandemie sehr gut überstanden – der Tourismus hat es geschafft, dass wir sukzessive wieder zurück in die Erfolgsspur gekommen sind“, so Seeber. Und das schneller als von vielen erwartet.

 

apa

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