Listerien – AGES: Verdacht gegen Gloggnitzer Betrieb “erhärtet”

Land verhängte vorübergehenden Produktionsstopp
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Nach dem Auftreten von Listerien in der Käserei Gloggnitz wurde nun ein Ermittlungsverfahren gegen die Verantwortlichen des Unternehmens eingeleitet

Wie FM berichtete, sind seit 2020 in Wien acht Listerien-Erkrankungen aufgetreten – davon drei Todesfälle. Bisherige Erhebungen deuteten laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) auf die Käserei Gloggnitz hin. Nun belasten weitere Untersuchungen das Unternehmen, auch wenn die niederösterreichische Käserei die Vorwürfe zunächst zurückwies. “Der Verdacht hat sich erhärtet”, erfuhr die APA von der AGES. In den vergangenen Tagen wurden drei neue Proben aus dem Betrieb analysiert. Der dabei festgestellte Listerienstamm sei nur in der betroffenen Firma und bei den acht Erkrankten aufgetreten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Komplett Sanierung

Der Abgleich auch mit Datenbanken im Ausland habe ergeben, dass dieser spezifische Erregerstamm nirgendwo sonst in Österreich und auch in keinem anderen EU-Land festgestellt worden sei, so ein AGES-Experte. Damit habe sich der Verdacht, dass die niederösterreichische Käserei die Quelle dafür sein dürfte, erhärtet. Ein Lebensmittel, das den Stamm enthielt, wurde bisher nicht gefunden. “Auf Basis der neuen Erkenntnisse wurde dem Betrieb eine dauerhafte Sanierung mit vorübergehendem Produktionsstopp vorgeschrieben”, teilte Christina Riedl von der Abteilung Veterinärangelegenheiten und Lebensmittelkontrolle beim Amt der NÖ Landesregierung am Donnerstag mit. Die Sanierung beinhalte eine Reinigung und Desinfektion mit nachfolgendem Leerstehen und vollständiger Abtrocknung der Räumlichkeiten und Gerätschaften. Nach entsprechender behördlicher Überprüfung würden “seitens der zuständigen Fachabteilung die weiteren Entscheidungen getroffen”.

Ermittlungsverfahren eingeleitet

Am Donnerstag hat die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, nach Bekanntwerden der Informationen, von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren gegen die Verantwortlichen des Betriebs eingeleitet. Die Erhebungen drehen sich um den Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung und fahrlässigen Tötung, sagte der Sprecher der Anklagebehörde, Erich Habitzl, zur APA. Auf Basis des AGES-Berichts sollen weitere Ermittlungsschritte angeordnet werden. Vergangene Woche war ein Rückruf für Kajmak, Trinkjoghurt und Frischkäse aus dem Unternehmen erfolgt. Dessen Chef hatte einen Zusammenhang mit seinem Betrieb damals zurückgewiesen und gemeint, der Fehler müsse anderswo liegen. Das Unternehmen werde regelmäßig kontrolliert, eigene Proben seien unauffällig gewesen. Listerien seien in einem Restaurant in Wien festgestellt worden, in dem Produkte der Käserei angeboten wurden, hatte der Betreiber gemeint. Zuvor hatten routinemäßig durchgeführte Clusteranalysen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit ergeben, dass acht seit 2020 aufgetretene Erkrankungen auf einen identen Listerienstamm zurückzuführen sind.

Tödliche Bakterien

Listerien können Auslöser von Magen-Darm-Erkrankungen (Listeriose) und grippeähnlichen Symptomen sein. Bei bestimmten Personengruppen (Schwangeren, kleineren Kindern, älteren Menschen und Immungeschwächten) können sehr ernste Krankheitsverläufe und Todesfälle auftreten. Im Vorjahr wurden laut AGES 38 laborbestätigte Fälle an das Epidemiologische Meldesystem (EMS) gemeldet. Innerhalb von 28 Tagen nach Diagnosestellung starben davon sieben Menschen (18,4 Prozent). Im Jahr davor waren es zwölf Todesopfer, 2019 fünf.

APA/ Red.

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