Lebensraum Tirol Holding wird umstrukturiert, Kritik an GF-Pauschale

Geschäftsführer Margreiter wegen monatlicher 2.000 Euro-Pauschale unter Beschuss
©pexels

Die in der Kritik stehende Lebensraum Tirol Holding, die Dachgesellschaft von Tirol Werbung, Standortagentur und Agrarmarketing Tirol, soll umstrukturiert werden. Die Dachgesellschaft soll künftig nach den Vorstellungen von LH Anton Mattle (ÖVP) noch stärker operativ tätig werden. Eine Straffung und Organisationsreform werde kommen. Unterdessen gerät Lebensraum-Geschäftsführer Josef Margreiter wegen einer monatlichen 2.000 Euro-Pauschale unter Beschuss.

Margreiter, vormaliger langjähriger Geschäftsführer der Tirol Werbung, bekommt seit seinem Ausscheiden dort zusätzlich zu seinem Gehalt als Holding-Geschäftsführer von der Tirol Werbung monatlich ebenjenen Betrag, berichtete die “Tiroler Tageszeitung”. Und zwar aus folgendem Grund: Er stellt der Tirol Werbung den Gewerbeschein für die Reisebürokonzession, die er innehat und die die Tirol Werbung benötigte, zur Verfügung.

Heftige politische Kritik folgte auf dem Fuß – und zwar auch in den schwarzen Reihen. Der mächtige ÖVP-Wirtschaftsbundobmann, Seilbahnchef und Nationalratsabgeordnete Franz Hörl nahm sich wie gewohnt kein Blatt vor den Mund. “Die Optik ist katastrophal. Zusätzlich zu einem ohnehin fürstlichen Gehalt noch 2.000 Euro monatlich für die Konzession zu verlangen, ist kleinlich”, erklärte Hörl. Die Empörung unter den Touristikern sei groß. Auch die Oppositionsparteien schossen scharf. “An diesem Beispiel sieht man halt wieder, dass die ÖVP aus allem einen reinen Selbstbedienungsladen macht und das auf Kosten der Beitragszahler”, kritisierte FPÖ-Tourimusssprecher LAbg. Alexander Gamper. Für Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint hat sich ein gut bezahlter Geschäftsführer in einer Landesgesellschaft nicht noch extra belohnen zu lassen.

Grünen-Klubchef Gebi Mair nannte es gegenüber der “TT” “untragbar”, dass die Tirol Werbung Ex-Funktionären noch Abgeltungen bezahle, anstatt sich selbst um eine Gewerbeberechtigung zu kümmern. Und NEOS-Landessprecher und Klubobmann Dominik Oberhofer nahm den Fall zum Anlass, um eine Sonderprüfung des Landesrechnungshofes zu fordern, die die Gehälter der Manager von landeseigenen Unternehmen unter die Lupe nimmt. Margreiters Vertrag läuft übrigens heuer aus. Ob er verlängert wird, war vorerst unklar.

Unterdessen erging von Mattle ein Auftrag zur Neuaufstellung der Holding. In einem ersten Schritt wird die im Vorjahr ins Leben gerufene Wissenschafts-und Forschungsagentur in die Lebensraum Tirol Holding integriert, hieß es. Der Aufsichtsrat werde verkleinert und “entpolitisiert” und ein “Board of Directors” (Direktorium) mit allen Geschäftsführern und den verantwortlichen Regierungsmitgliedern wie Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler und Wirtschaftslandesrat Mario Gerber (beide ÖVP) eingerichtet werden.

Die Lebensraum Tirol Holding ist ein Geschöpf aus der Ära von Mattles Vorgänger Günther Platter und war im Jahr 2018 als Tirol Holding “Lebensraum 4.0” aus der Taufe gehoben worden. Das Land Tirol sollte der alleinige Eigentümer sein, die weiter bestehende Tochtergesellschaften Tirol Werbung, Agrarmarketing und Standortagentur Tirol zentral gesteuert werden. In Fragen der Mobilität, Energie, Digitalisierung und Regionalität sollten am Ende “vernetzte Ergebnisse” stehen, hatte Platter bereits bei einer Pressekonferenz im Jahr 2017, als der Slogan “Lebensraum 4.0” geboren worden war, erklärt. Es handle sich um keine Werbeplattform, sondern um inhaltliche Arbeit und die Vernetzung von Synergien.

Mit 57 Millionen Euro wurde die Dachgesellschaft zuletzt jährlich vom Land ausgestattet. Mit Kritik, nicht nur der Opposition, sah sich die Holding jedoch seit ihrem Bestehen konfrontiert. Zu wenig Greifbares, zu wenig Konkretes, zu viel Vages – all dies wurde regelmäßig bemängelt und mitunter gefragt, was das Konstrukt eigentlich ganz konkret mache. Sichtbares nach außen blieb eher Mangelware. Initiativen zur Vermarktung von Almen und Klimapreise sollen unter anderem umgesetzt worden sein. Im Frühsommer 2021 wurde eine sogenannte “Perspektivenwoche” veranstaltet – mit Diskussionsrunden, anhand derer ein “Diskurs zur Zukunft Tirols” angestoßen werden sollte.

APA/Red.

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