Im Clinch mit Subway

Philipp Kozak, Geschäftsführer Wichers Restaurant, im großen FM-Interview über die Schikanen des Konzerns.
© Wichers (2)

Philipp Kozak in seinem Sandwich-Lokal Wichers

FM: Sie haben eine Klage von Subway am Hals, weil Sie früher Franchisenehmer des Großkonzerns waren, und ihm mit Ihrem neuen Sandwichlokal Wichers in Wien jetzt Konkurrenz machen sollen. Seit wann gibt es die Lokale?
Philipp Kozak: Seit 26.9.2018 gibt es das Wichers Restaurant Wien Mitte, spezialisiert auf Sandwiches. Davor war es vom 31.10.2015 bis 23.9.2018 ein Subway Lokal. Der Umbau von Subway auf Wichers erfolgte also in zwei Tagen. Das zweite Lokal war am Urban Loritz Platz im 7. Bezirk, der Umbau zum Wichers erfolgte drei Tage später. Insolvenz und Verkauf/Schließung folgten im Mai 2019.
Darüber hinaus habe ich den Subway in der Neubaugasse für einen anderen Franchisepartner schlüsselfertig errichtet, aber nicht betrieben. Und auch den Subway im Rennwegcenter in 1030 Wien. Davor hatte ich mit anderen Partnern auch Lokale im Donauplex und in der LugnerCity und mein derzeitiger Geschäftspartner ein Lokal in Ried in Oberösterreich errichtet und betrieben.
Mit welchen Hauptmerkmalen würden Sie sagen, dass sich das Angebot Ihres Sanwichlokals von jenem von Subway unterscheidet?
Kozak: Wir haben im Gegensatz zu Subway FIXE Sandwich-Kreationen. Bei Subway sucht man sich ja alles individuell aus. Wir haben dazu Pommes anstatt Chips eingeführt und setzten vor allem auf lokale/österreichische Lieferanten. Beispielsweise beziehen wir ausgesuchte Fleischvarianten von einem österreichischen Fleischhauer – der Familie Hackl – aus Niederösterreich. Unsere Softdrinks kommen aus der Steiermark, das Brot von einem österreichischen Traditionsbäcker, etc.

Das Sandwich-Lokal Wichers setzt auf regionale Lieferanten
 
FM: Haben Sie auch Verständnis dafür, dass Subway Ihnen vorwirft, den Franchisevertrag verletzt zu haben? 
Kozak: Ich habe Verständnis, dass eine Weltmarke ihre Marke schützen möchte. Aber nicht, dass sie ein Franchisekonzept mit gleichen Regeln und überhöhten Gebühren in allen Ländern – egal wie hoch die Mieten, Lohnnebenkosten, etc.  sind – aufziehen und es hier keine lokalen Anpassungen gibt. Außerdem habe ich kein Verständnis für den Umgang mit scheinbaren Partnern.
FM: Wie ist dieser Umgang?
Kozak: Solange man zahlt und „ruhig ist“, ist alles ok, dann wendet sich das Blatt. Viele Franchisenehmer – darunter auch wir – haben daher aus der NOT heraus versucht, mit unserer GmbH zusätzliche Einnahmen zu generieren, etwa durch Getränkeverkauf an externe Kunden oder Lokalumbauten für Franchisenehmer von Subway. Wir kämpften ums Überleben. Auch andere Franchisepartner  berichten von ständigen Verlusten, wobei es natürlich auch Ausnahmen gibt.
Kein Verständnis habe ich darüber hinaus dafür, dass sie ehemalige Partner offensichtlich „ausbluten lassen“ und dann wirtschaftlich nachvertraglich „ersticken wollen“.
FM: Wie geht Subway dabei vor?
Kozak: Wir wurden beispielsweise aufgrund des Drucks von Subway auf einer der größten Online-Lieferplattformen gekündigt und erleiden tägliche Umsatzverluste, da uns diese wichtigen Umsätze fehlen.  Außerdem hat Subway aktiv vor unseren Lokalen flyern lassen und Kunden abgeworben, um uns wirtschaftlich zu schaden. Hier könnte ich noch vieles anführen. Subway ist auch beim aktuellen Verfahren gegen uns als Privatpersonen nicht an einem Vergleich interessiert. Sie wollen, dass wir schließen. Die Aussage vom Anwalt von Subway: „Auch wenn wir uns wirtschaftlich einigen, hat unser Mandant immer noch ein Problem – sie betreiben immer noch ein Sandwich-Konzept“.
FM: Wie sehen Sie Ihre Chancen beim Prozess im Mai? 
Kozak: Ganz gut aufgrund der Sachlage – wir haben alle Bedingungen des Franchisevertrags eingehalten, damit wir nicht als Konkurrenz zählen. Und ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot darf laut unserem Anwalt  – Dr. Karl Heinz Plankel – nicht zu Lasten eines der beiden Parteien gehen, Stichworte Existenz und Verhältnismäßigkeit des Verbots. Wir haben einige Franchisepartner und ehemalige Gebietsentwickler, die unsere Aussagen untermauern, als Zeugen.
Subway leistet keinen Beistand – keine Gründungshilfe, optimiert das System nicht weiter. Es gibt viele Probleme, keine professionellen Marketingaktivitäten, Schikanen, etc. Wir haben also gute Chancen, dass wir hier „ohne weiteren Schaden“ herauskommen. Subway möchte die Zeugen allerdings nicht zulassen und fordert diese nicht vorzuladen.
FM: Subway sagt, sie seien nach der Kündigung durch das US-Franchise in die Insolvenz geschlittert. Wie beurteilen Sie das?
Kozak: Wir mussten viel investieren und haben durch den Markenverlust Umsatzverluste erlitten. Durch die bewussten Maßnahmen zur Schädigung unserer wirtschaftlichen Substanz, wie den erwähnten Flyern zum Abwerben von Kunden oder der Kündigung der Lieferplattform – hat sich unsere Situation nach dem Umstieg zusätzlich verschärft. Wir sahen nach ein paar Monaten des Kämpfens keinen anderen Ausweg, als selbst Insolvenz anzumelden. Wir haben unser zweites Lokal in 1070 Wien daher verkauft/verkaufen müssen und konnten so die Sanierung knapp schaffen.
Subway hat in der Abstimmung unserer Gläubiger gegen den Sanierungsplan gestimmt und davor auch kein Interesse an Verhandlungen mit unserem Masseverwalter oder unserem Anwalt gezeigt. Es liegt klar auf der Hand, was der Sinn dieser Aktion war. Das passiert auch in anderen Fällen.
FM: Können Sie uns Beispiele nennen?
Kozak: Subway hat beispielsweise aktuell einen weiteren Franchisepartner in Linz gekündigt. Dieser war zuvor als Subway in die Insolvenz geschlittert und befand sich noch im Sanierungsverfahren. Subway wollte, so die Aussage des Franchisenehmers,  alle offenen Gebühren aus dem Insolvenzzeitraum innerhalb kürzester Zeit zurückerhalten. Ende April muss der Partner seine Pforten schließen, da es hier zu keiner Einigung, trotz aktivem Bemühen des Franchisenehmers, kam.
In Wien gab es 2018 auch eine Insolvenz eines anderen Franchisepartners am Wiener Schwedenplatz. Subway hat ihn ebenso im Stich gelassen und seinem Schicksal überlassen. Zur Schließung des Lokals kam nicht mal ein Subway-Vertreter, um den ehemaligen Partner beizustehen. Seitens Subway  bzw. dessen Vertreter war man nur noch an dessen Inventar interessiert und hat ihm dies stark reduziert abgekauft. Pikanter Hinweis: Es wurde bis heute nicht vollständig bezahlt! Dieser ehemalige Betreiber muss sich aktuell mit dem Thema Privatinsolvenz beschäftigen und kämpft immer noch mit den Folgen der Insolvenz.
In Deutschland ist ein ehemaliger Partner, der mich erst gestern kontaktiert hat, auf 350.000 Euro geklagt worden. Subway gewann in der zweiten Instanz. Er verlor sein Haus und seine Existenz. Er ist aktuell ca. 60 Jahre alt…
FM: Was erhoffen Sie sich von der Gerichtsverhandlung? 
Kozak: Ich erhoffe mir, dass Subway auf seinen ungerechtfertigten und frechen „Anspruch“, die Pönalen verzichtet, und wir nun endlich getrennte Wege gehen können. Dass es zu einer Kompensando-Aufrechnung der Ansprüche kommt.
Ich erhoffe mir auch, dass sich etwas ändert und die übrigen Partner besser mit ihrem System zurechtkommen. Ich habe noch zu vielen Kontakt und wünsche ihnen nur das Beste. Aktuell lote ich auch eine aktive Klage gegen Subway aus, um zu viel bezahlte Franchisegebühren der vergangenen Jahre zurückzufordern.
FM: Unsere Leser sind ja Großteils Gastronomen. Was würden Sie diesen aus Ihrer Erfahrung heraus mitgeben wollen?
Kozak: Franchise ist nicht immer schlecht oder verwerflich, aber: Vorher gut informieren, mit vielen aktuellen Franchisepartnern sprechen und Zahlen vorlegen lassen und erst dann entscheiden/investieren. Eine Marke alleine ist also kein Garant für wirtschaftlichen Erfolg. Wir haben der Marke naiv vertraut und hofften auf Beistand in schwierigen Situationen. Andere Systeme können das ja auch. McDonalds etwa steht ihren Partnern in Notsituationen bei…
FM:  Haben Sie auch einen Appell an die Politik oder den Berufsverband?
Kozak: Ich habe mich aufgrund der schwierigen Situation an die Wettbewerbsbehörde, den Franchiseverband in Österreich gewandt. Leider hat man unser Anliegen ignoriert oder sich für nicht zuständig gefühlt. Hier sollte sich etwas ändern. Wozu ist ein Franchiseverband denn da, wenn nicht auch auf Probleme hinzuweisen? Scheinbar sind die Interessen hier anders und man möchte mit Franchisegebern nicht anecken. Ich kenne aber die Verflechtungen zu wenig.
Ich persönlich erhoffe mir auch endlich ein Handeln der Politik bezüglich der hohen Lohnnebenkosten. Egal mit welchem befreundeten Unternehmer ich spreche: Alle kämpfen täglich ums Überleben und halten sich über Wasser. Ist das das Ziel der Selbständigkeit? Gerne würde ich mich in diesem Bereich engagieren und bin für jegliche Kontaktaufnahme eines Politikers offen, um hier einen Beitrag zu leisten.
FM: Was planen Sie für Ihr Lokal für die nächste Zukunft?
Kozak: Wir arbeiten stetig daran, noch weiter an unserem Geschäftsmodell zu feilen und es weg von jeglichem Vergleich zu bringen. Aktuell führen wir beispielsweise Eis ein. So etwas gibt es bei Subway nicht mal im Traum. Wir können nun all das umsetzen, wovon viele Subway-Partner träumen, wozu es aber trotz Zusagen und leeren Versprechungen nicht kommt.
In der Kalenderwoche 12 eröffnet auch eine weitere Wichers-Filiale in Wien. Der Betreiber ist aber ein anderer, ein erster Franchisepartner von Wichers.  Dieser ist ebenso Franchisepartner von Subway und hat sich zum Ausstieg  entschlossen, weil Subway ihm während des Vertrags aktiv geschadet hat. Man hat ihn durch aktive Handlungen 50 Prozent seines Umsatzes beraubt. So etwas ist unglaublich, aber es passiert…
 
red
 

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