Gewerkschaft: Deutsche Bahn hat Probleme auch wegen Personalmangels

Dass die Deutsche Bahn so oft zu spät kommt, liegt an vielen Baustellen und immer mehr Verkehr auf den Gleisen
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Die Deutsche Bahn hat derzeit mit so vielen Verspätungen zu kämpfen wie lange nicht

Die Deutsche Bahn ist für ihre regelmäßigen Verspätungen und Zugausfälle bekannt. Vor allem derzeit ist sie so unpünktlich wie lange nicht – und das liegt nach Gewerkschaftsangaben nicht nur an zahlreichen Baustellen und dem überlasteten Schienennetz. Zu einem großen Teil sei die Bahn auch durch Personalmangel in die angespannte Situation geraten, kritisierte die Eisenbahn- und Verkehrsgesellschaft. “Der Fachkräftemangel hat auch die DB AG erfasst”, sagte der Vizevorstand Martin Burkert. Der Konzern wies die Kritik als “viel zu pauschal” zurück. Burkert sagte weiter: “Fehlendes Personal führt jetzt schon zu erheblichen Einschränkungen im Bahnverkehr und zu eingeschränkten Services in den Zügen.” Weiter heißt es: “Die Millionen von Überstunden können mögliche Zugausfälle nicht mehr kompensieren. Es gibt akuten Handlungsbedarf.”

Fehlendes Personal

In einem Brief an den Personalverstand Martin Seiler gesteht die Gewerkschaft zwar zu, dass die Zahl der Mitarbeitenden leicht gestiegen sei, dennoch kämen mittlerweile fast täglich eindringliche Warnungen von Angestellten über einen Mangel an einsatzfähigem Personal. “Ganze Schichten im Zugbetrieb, in der Instandhaltung oder auf Stellwerken könne nicht mehr besetzt werden.” In Folge dessen würden Züge nicht rechtzeitig bereitgestellt. So fehlen bei Störungen und Personalausfällen Bereitschaften und auch der Lokführermangel führe fast täglich zu Ausfällen. “In vielen Bereichen kann der Zugverkehr zudem nur durch eine hohe Zahl an Überstunden aufrechterhalten werden.” 300 und mehr Überstunden seien etwa bei Triebfahrzeugführern keine Seltenheit.

Einstellungsoffensive

In einer Stellungnahme am Samstag verwies ein Sprecher der Bahn auf eine Einstellungsoffensive: “Die Deutsche Bahn hat in den letzten Jahren über 90.000 Einstellungszusagen gegeben, insgesamt 19.000 Stellen aufgebaut und die Ausbildungsplätze um 60 Prozent erhöht. Allein in diesem Jahr werden wieder mehr als 24.000 neue Kolleginnen und Kollegen an Bord kommen.” Jedoch hätten sich aufgrund der Corona-Pandemie und des 9-Euro-Tickets die Rahmenbedingungen deutlich geändert. Diese Faktoren könnten “zu punktuellen personellen Engpässen” führen. Nach dem jüngsten internen Personalbericht des Konzerns vom Juli hat die Bahn in Deutschland 1.600 Beschäftigte mehr als vor einem Jahr, insgesamt rund 221.300. In den meisten Geschäftsfeldern lag die Mitarbeiterzahl aber noch unter Plan.

Zunehmende Unpünktlichkeit

Die Bahn ist derzeit so unzuverlässig wie lange nicht. In den vergangenen drei Monaten waren nicht einmal 60 Prozent der Fernzüge pünktlich. Der Vorstandschef Richard Lutz hatte erklärt, die derzeitige Misere beruhe nicht auf Personalmangel. Vielmehr führen auf dem sanierungsbedürftigen Netz immer mehr Züge – gleichzeitig werde viel gebaut. Nach dem Personalbericht vom Juli haben die Tarifbeschäftigten der Bahn in Deutschland 6,8 Millionen Überstunden angesammelt, 300.000 mehr als vor eine Jahr. Überstunden sind seit Jahren ein Reizthema bei der Bahn. Vor der Corona-Krise lag ihre Zahl beispielsweise im Sommer 2019 bei 6,4 Millionen. Einige Jahre zuvor standen auch schon mal acht Millionen Überstunden auf dem Konto der Bahn. Die Beschäftigtenzahl ist seither gestiegen.

 

APA/ Red.

 

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