Fisch-Hype ebbt ab

Deutsche verlieren wieder Lust auf Fisch und Meeresfrüchte
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Zwei Jahre lang war Fisch gefragt, wie nie zuvor. Nun nimmt die Nachfrage wieder ab.

In den ersten beiden Corona-Jahren hatte sich im Nachbarland Deutschland eine schier unbändige Lust auf Fisch und Meeresfrüchten in der Bevölkerung breitgemacht. Nun im dritten Corona-Jahr scheint diese jedoch wieder abzuflauen. “Im ersten Halbjahr 2022 wurden 38.171 Tonnen oder anders ausgedrückt 14,4 Prozent weniger Fisch gekauft als im Jahr 2021”, sagte der Vorsitzende des Fisch-Informationszentrums, René Stahlhofen, am Mittwoch in Hamburg. Bezogen auf den Einkaufswert entspreche dies einem Rückgang von 412 Millionen Euro.

Mengen- und wertmäßig nicht wiederholbar

Unzufrieden zeigte sich allerdings der Chef des zentralen Marketingorgans der Fischwirtschaft aber dennoch nicht. “Die enormen Zuwächse bei den beiden Corona-Ausnahmejahren 2020 und 2021 sind sowohl mengen- als auch wertmäßig nicht wiederholbar.” Entsprechend verglich er das erste Halbjahr 2022 auch mit dem ersten Vor-Corona-Halbjahr 2019. “Und da sehen wir, dass der Rückgang nur marginal ist, konkret 3446 Tonnen oder anders ausgedrückt 1,5 Prozent”, sagte Stahlhofen.

Volle Kassen

Trotz des Rückgangs der Nachfrage kommt angesichts der höheren Preise mehr Geld in die Kasse. So liegt etwa der Warenwert 110 Millionen Euro oder 4,6 Prozent über dem vom ersten Halbjahr 2019. Das gelte besonders für Frischfisch mit einem Plus von 70 Mio. Euro oder 10,8 Prozent sowie für Fischkonserven mit einem Zuwachs von 27 Mio. Euro oder 10,5 Prozent. Einzig beim Räucherfisch sei ein Rückgang um 18 Mio. Euro oder 4,1 Prozent gegenüber den Vor-Corona-Werten zu verzeichnen.

Im vergangenen Jahr haben die Deutschen für Fisch so viel Geld ausgegeben wie noch nie. Insgesamt seien im zweiten Corona-Jahr 2021 im Lebensmitteleinzelhandel für 495.053 Tonnen Fisch und Meeresfrüchte rund 5,4 Milliarden Euro bezahlt worden, sagte Stahlhofen. Das sei ein Umsatzrekord. Im ersten Corona-Jahr 2020 seien mit 505.010 Tonnen zwar noch mehr Fisch und Meeresfrüchte über die Ladentheken gegangen, doch gab es dafür den Angaben zufolge nur rund 5,3 Milliarden Euro.

Lachs als Fisch-Favorit

Der Lieblingsfisch sei erneut der Lachs gewesen, gefolgt vom Alaska-Seelachs, der den Thunfisch beziehungsweise die Boniten auf dem dritten Platz verdrängt habe. Auf die Plätze vier und fünf kamen der Hering und die Garnelen. Beliebt waren aber auch Forellen, Tintenfische, Makrelen, Kabeljau und der Rotbarsch.

Am liebsten aßen die Bundesbürger den Fisch den Angaben zufolge aus der Dose sowie als Tiefkühlware. Danach folgten Krebs- und Weichtiere sowie der Frischfisch. Der meiste Fisch wurde mit 7,1 Kilogramm pro Kopf im Lebensmitteleinzelhandel in Schleswig-Holstein gekauft, die Rheinland-Pfälzer kamen auf 6,9 Kilo und die Hamburger auf 6,7 Kilo. Abgeschlagen auf dem letzten Platz landete Baden-Württemberg mit 5,4 Kilo pro Kopf. Der Bundesdurchschnitt lag bei 6,3 Kilogramm.

Eine Millionen Tonnen Fischverbrauch in Deutschland

Das Gesamtaufkommen an Fisch und Meeresfrüchten im vergangenen Jahr bezifferte Stahlhofen auf knapp zwei Millionen Tonnen. Nach Abzug etwa der Exporte seien 2021 gut eine Million Tonnen in Deutschland verbraucht worden, was Schätzungen zufolge 13,4 Kilogramm pro Kopf bedeute. Im ersten Corona-Jahr lag der Wert bei 14,8 Kilogramm.

Angesichts der Unsicherheiten wegen der Corona-Pandemie, des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, der Inflation, der weiter schwierigen Logistik und der Energiekrise wagte Stahlhofen keine konkrete Prognose für die Fischwirtschaft. Der Geschäftsführer des Fisch-Informationszentrums, Matthias Keller, sagte, weitere Sanktionen in der Fischwirtschaft wegen des Russlandskriegs seien aber eher unwahrscheinlich, “sonst hätten sie schon längst eingeführt werden müssen”.

Bisher sei nur die Einfuhr von Kaviar und Krustentieren untersagt. Sollte aber etwa der Alaska-Seelachs als wichtigster Fisch der Fischverarbeitungsindustrie sanktioniert werden, dann fielen auf einen Schlag 75 Prozent der Fischarten aus. “Dann wären die Regale tatsächlich leer”, sagte Stahlhofen.

 

APA/ Red.

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