AK-Studie zeigt: Personalmangel im Gastgewerbe selbst verschuldet

Die Arbeiterkammer fordert bessere Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen.
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Unterdurchschnittliche Bezahlung ist in der Gastronomie keine Seltenheit.

Wie eine Studie der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich zeigte, haben Gastronomiebetriebe mit strukturellen Problemen und einer hohen Drop-Out-Rate während oder nach der Ausbildung zu kämpfen. Forderungen der AK OÖ seien daher eine bessere Entlohnung und faire, gesunde Arbeitsbedingungen in Gastronomie und Tourismus. Wie Präsident Andreas Stangl und Studienleiterin Johanna Neuhauser in einer Pressekonferenz am Dienstag in Linz verlauten ließen, sei der Arbeitskräftemangel in der Branche selbst verschuldet.

Während nur drei Prozent der Mitglieder in der AK auf die Gastronomiebranche entfallen, seien es 15 Prozent der Rechtsakte, so Stangl. An der Studie vom Institut für Soziologie an der Universität Wien, die im Sommer 2022 stattfand, nahmen 32 Beschäftigte oder ehemalige Beschäftigte aus der oberösterreichischen Gastronomie und Hotellerie teil. Ein Studienteilnehmer bekräftigte, dass es in Österreich nicht an Personal mangele, es müsse nur angemessen bezahlt werden. Der Fachkräftemangel habe sich seit der Pandemie verstärkt, so Neuhauser. Im Vergleich zu Sommer 2019 seien 2022 zwar etwas mehr Beschäftigte in der Branche tätig, es seien aber auch mehr Stellen ausgeschrieben gewesen. 

Die 32 Studienteilnehmenden berichteten von schlechtem Arbeitsklima, rauem Umgangston und fehlender Wertschätzung in der Branche. Auch werde wegen der häufigen Personalknappheit oft krank gearbeitet, auch der Umgang mit Arbeitsunfällen sei schockierend. 

Auch würden Auszubildende und Migrantinnen und Migranten als billige Arbeitskräfte ausgenutzt. So gab eine Studienteilnehmerin an, während ihrer Ausbildung zur Rezeptionistin, monatelang als Aushilfe im Service eingesetzt worden zu sein. “Es haben in der Berufsschule bei mir schon viele gesagt, sie hören auf. Sie machen nur noch die Lehrabschlussprüfung und das war es“, bestätigte ein Küchenchef, dass Lehrlinge häufig ausgenutzt würden. Es brauche „ordentliche Lehrbetriebe“. 

Auch die Vereinbarkeit mit Familien- und Privatleben gestalte sich mit der Arbeit schwierig. Geteilte Dienste, fehlende Planbarkeit, häufige Überstunden und zu kurze Ruhezeiten seien in der Branche an der Tagesordnung. Mit einem Bruttomedianlohn von 1.650 Euro liegt der Verdienst ein Drittel unter dem Durchschnitt. Bereits vor der explodierenden Inflation gaben zwei von drei Beschäftigten aus der Branche an, kaum oder gar nicht von ihrem Einkommen leben zu können. Um Kosten einzusparen, werden Beschäftigte als schlechter qualifiziert angemeldet. Teilzeitlohn bei Vollzeitarbeit, unbezahlte Überstunden, falsch ausgestellte Dienstpläne, Manipulation der Aufzeichnungen, Krankenstand als Urlaubstage und zweifelhafte All-in-Vereinbarungen seien in der Branche keine Seltenheit. Betriebe mit transparenten Auszahlungspraktiken und überkollektivvertraglicher Bezahlung stechen daher als positiv heraus. 

Eine der Forderungen der AK ist die Anhebung der täglichen Ruhezeit auf elf oder zwölf Stunden. 2018 wurde diese auf acht Stunden verkürzt. Weiters wird eine Qualitätssicherung in der dualen Lehrlingsausbildung gefordert. Eine Vermittlung von Arbeitssuchenden an Betriebe mit systematischen Arbeitsrechtsverletzungen durch das AMS soll unterbunden werden. Um die Praxis des kurzfristigen Kündigens und Wiedereinstellens zu verhindern und längere Beschäftigungsverhältnisse zu schaffen sollen im ersten Monat der Arbeitslosigkeit die Unternehmen für die Kosten für das Arbeitslosengeld aufkommen. 

APA/Red.

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